Galeriebesuch

Ein Gedicht ist wie ein guter Liebesakt.

Es enthält einen Auftakt,

einen Mittelteil und lässt sein Schwingen

im Nachhall ausklingen.

 

AUFTAKT

Sitzend in meiner Ruhe

lausche ich dem Gesang der Schuhe.

Meinen Favoriten schon gefunden.

Mir ist’s, als säße ich schon Stunden

davor. Um mich ein Summen und Raunen,

ich lausche still mit Staunen.

Mein Stift fordert meine Aufmerksamkeit,

mit dem Bild zusammen sind sie nun zu zweit.

 

MITTELTEIL:

Das Bild „Alte Muster“ ist ein Liebesakt.

Das Paar nicht ganz nackt,

sondern mit einer alten Mustertapete gekleidet.

Diese den Blick des Betrachters für das Wesentliche weitet.

Sie liegen beide

ineinander verschlungen auf der Seite,

den Blick zueinander gewandt.

Somit liegt es auf der Hand,

dass die ganze Energie das Bild

in der Mitte ausfüllt.

Sein rechtes Knie ihren Schoß verdeckt,

das linke Bein hinter ihr versteckt.

Um die männlichen Lenden ein Tuch gelegt,

was zusätzlich noch die Phantasie anregt.

Ihre linken Hände sich am Boden berühren.

Die rechten Hände und Füße sich in der Luft erspüren –

vereint in stiller Leidenschaft.

Ein Bild voller Freude und Kraft.

 

NACHHALL

Die alten Muster sind vertraut.

Man schaut

sich satt an ihnen.

Doch folgt man unverhofft ihren Linien

noch nach Jahren,

kann man neue Vertrautheit erfahren.

 

„Alte Muster“ Künstlerin Corinna Smok, Galerie an der Promenade

 

Die Kärwazeit… so nah und doch so weit entfernt.

Die Sonne lacht, die Astern blüh’n,

die Vögel bald gen Süden zieh’n.

Rund um dem Brunnen, Düfte von gebrannten Mandeln,

die mit dem Bratwurstduft anbandeln.

Nebenan faltet man Crepes –

süß oder salzig, das schmeckt.

Fischbrötla gibt’s in der Erlanger Straße,

an der Bushaltestelle, fast vor meiner Nase.

Und könnte man nicht auf der Freiheit Autos beiseite rücken

und zu unserem Entzücken

das Riesenrad aufbauen?

Wir könnten in die Ferne schauen

und über die Freiheit Ausschau halten,

anstatt unseren Unmut zu verwalten.

Das Riesenrad doch angenehm.

Anstehen mit Abstand kein Problem.

Ist man in die Gondel hinein spaziert,

wirkt die Maske deplatziert.

Im Separee‘ nimmt man Platz,

im Arm seinen liebsten Schatz

und Aufwärts geht’s … mit stiller Freude

für uns alle hier und heute.

Gegenüber ein Karussell

für die Kleinen, das nicht schnell

sondern sachte seine Kreise zieht

und Kinderlieder spielt.

Auch die Jugend geht nicht leer aus.

Fast vor jedem Haus

steht doch ein elektronischer Rollerscooter.

Anstatt eines Autoscooters,

damit durch die Stadt kreuz und quer… –

für ein paar Cent, was will man mehr.

 

Die Kärwazeit, sie ist vorüber,

verstummt sind alle Kärwaliedler.

Mit Wehmut winke ich den Graugänsen hinterher.

Bald fliegen sie fort, kommen dies Jahr nimmermehr.

Dann wird’s Winter… – husch, husch fliegt bald,

es wird eisig kalt.

Synapsengewitter

Nun frisch gewagt dahingestammelt,

dass nur kein Wort im Mund vergammelt.

Vom Lampenfieber ausgeglüht,

Geistreiches im Gehirn erblüht.

Das Synapsengewitter

durch gezittert…

und dann vor das Mikro gezerrt –

willkommen in meiner Podiumswelt.

 

Mein Kopf nun unbeschwert,

zwar nicht ganz ausgeleert,

doch das Morgen mir heut‘ einerlei,

nur für Sie hab ich noch etwas dabei.

Die letzten Tage waren arbeitsreich

und sogleich

ein Test für mich.

Ob ich,

mich noch wohl fühle mit einem Mikrofon in der Hand,

denn seit dem letzten Auftritt ging viel Zeit ins Land.

Man probt Mal hier, Mal dort.

Macht etwas Lyrik und Comedy vor Ort.

Schäkert in der Apotheke,

laut oder leise, jedoch sehr rege.

Zermürbt Sparkassenangestellte mit Schüttelreimen,

bis sie lachen oder weinen,

der Schalk aus der Maske rinnt…

und Kunden denken: Die Alte spinnt!!!

Dafür schenkt man mir Geschichten,

die kann ich dann für Sie verdichten.

Das Zauberwort

Kaum jemand möchte heut‘ noch gehen.

Niemand in einer Warteschlange stehen.

„Mobilität“ das Zauberwort,

alles bewegt sich von hier nach dort.

Und damit es noch schneller geht,

setzt Andy auf Scootermobilität.

Geräuschlos surren sie dahin –

Mal ohne Verstand, Mal ohne Sinn.

Mit Musik, voll zu gedröhnt,

wird die schnöde Fahrt geschönt.

 

In ein paar Jahren, werden sie mit Rädern geboren,

schieben sich durch den Geburtskanal mit Kopfhörern auf den Ohren.

Was wird dann sein ihr letzter Wille?

„Lieber Gott, Wiedergeburt nur mit Datenbrille!“

Mein Herzschrittmacher

Der Vogel singt, die Sonne scheint,

der Himmel ausnahmsweis‘ nicht weint.

Am Sonntag, Stadtpark und Wochenmarkt im Jazzrausch.

Ich tausch‘

meinen Gehstock gegen Tanzschuhe –

Jazz mein Herzschrittmacher, mein Uhrwerk, meine Unruhe.

Zur Jazzsession gehe ich immer ohne Begleitung.

Der Jazz, meine persönliche Bewusstseinserweiterung.

Ich möchte bei einem Konzert mit niemandem reden,

nur mit mir Eins sein und auf den Tönen schweben.

Glenn Miller, Benny Goodman, Chris Barber und Mr. Acker Bilk,

die Musik meiner Kindheit und Jugend wild

und ausgelassen.

Jazzmusik lässt meine Seele tanzen!

Jazztöne, sanft schmelzend wie Butter.

Der Jazz – mein Croissant, mein Seelenfutter.