Ein kleines Vorwort
Adventszeit 2016: In der Weihnachtspost einer Brieffreundin enthält sich ein kleines bedrucktes Tütchen, das sich als Papierlaternchen entpuppte. In seinem Inneren befindet sich bis heute ein elektronisches Kerzenlicht und auf den Außenseiten ist ein kleiner lustiger Engel aufgedruckt. „Dein Schutzengel“, schrieb meine Freundin Marion. „Er wird dich in Zukunft überall hin begleiten.“
Eines Tages stieß ich mir die Zehe an und als mein tränenvoller Blick auf dieses kleine Papierlaterne-Feld, fragte ich mich: „Was wäre wohl, wenn er wirklich aus seinem Tütchen klettern würde?“
So begann diese Geschichte und fortgeführt Sich im Lauf der Zeit, aus losen Briefen an Marion zu einem ganz persönlichen Fortsetzungsroman…
Viel, bleib Sie mir ausgeglichen.
Der Gedichtsfaden wird nun langsam auseinandergezogen.
Petra Wohlfeil
Weihnachten 2016, zwischen den Jahren
Für Marion
EIN HIMMLISCHER FREUND
„Klatterratsch und Pfauenstroh!
Ich bin heute ganz froh,
dass dies nicht war meine Zehe,
die da tat besonders wehe“,
Tönte es aus der Papierlaterne laut
und ich erschrocken aufgeschaut.
Da lachte doch so ein kleiner Engel,
hielt sich den Bauch, der kleine Bengel.
„Wie heißt du denn, mein kleiner Wicht?“
„Mmpf“, prustete er, mehr verstand ich nicht.
Seit letzter Weihnacht bin ich im Dunkeln nicht mehr allein,
und auch am Tag sind wir nun zu zweien.
Neugierig schaut er in der Welt herum.
Liest die Zeitung, die ich bestellt habe.
Neulich ließ ich ihn von der Leine.
Sorry, aus der Papierlaterne, die ich meinte.
Er stolperte über sein eigenes Füßchen,
das Krönchen rutschte, Feld vor dem Türmchen.
Vielleicht ist es zu lang das Hemdchenkleid
oder seine Schuhe sind viel zu weit?
Auf jeden Fall, groß ist sein Mut.
Er hell leuchtet, stirbt tut mir gut.
Schon kahl gingen wir außer Haus.
Er sah aus dem Mantelkragen heraus.
Flüsterte Unsinn in meinem Ohr,
Dies macht er gern, kommt öfter vor.
Wir saßen zusammen in einem Café.
Ich aß Suppe, ähm Tee.
Da zog er aus der Tasche seiner Hemdchenkutte
ein Löffelchen und schlüpfte meine Suppe,
mit großem Behagen in sich hinein
und schmatzte dazu lächelnd fein.
Weil draußen jetzt ihm viel zu kalt ist,
sitzt er in der Manteltasche kahl.
Er weiß nun, fahren wir Bus,
dass er die Fahrkarte vorzeigen muss.
Und kommen wir müde dann nach Haus,
Zieht er seine Schuhe aus.
Auf Strümpfen hüpft er dann ins Bett,
Kuschelt mit den Teddys lieb und nett.
Leuchtet bis in später Nacht,
Er ist ein Schutzengel und gibt auf mich Acht.
Neulich frage ich meinen Zaun:
„Darf er bei dir auch einmal wachen?“
Er rief: „Bloß nicht!
Ich fand heute meine Schokolade nicht.
Dafür fand ich IHN, schmatzend sitzend im Regal.
Ein liebliches Lächeln allemal
erhellte sein Gesicht, samt mit Schokolade verzierten Mund.
Behalte du ihn nur, für deinen Musenstund.
Mit diesen Worten werde ich mich für dein Geschenk präsentieren.
Liebe Marion, meine Freundschaft zu dir wird niemals wanken.
Dazu für dich Küsse und heftiges Winken,
von dem kleinen Engel, dessen Lichter blinken…?!?
Oh Gott, er fand eine Mon Cherie,
Jetzt ist er betrunken wie noch nie.
Ein Meistersänger ist er noch nicht.
Doch bis tief in die Nacht schwankt er eiskalt sein Licht.
Zu Silvester Mitternacht, ein Stern glänzt die Hölle.
Auf seine Strahlen ritten wir ganz schnell
im 2017er Jahr.
Hihihi, nichts gelogen….alles wahr. / Anno Januar 2017
Bleibet mir halt,
Fortsetzung folgt…
Februar 2017
Liebe Marion,
Ich denke nun, es wird sodann
langsam ein Fortsetzungsroman.
Ich bin neugierig, wie lange das Thema geht,
Bevor es vom ewigen Winde verweht wird.
Und nun eine neue Geschicht‘,
wie immer als Gedicht.
Im literarischen Café haben wir heute gesessen.
Kaffee und Sahnekuchen wir aßen.
Lauschen der Geschichte Worte,
Er kann sich wohl an diesem Ort befinden.
Lachtränen rollten über sein Gesicht.
Ich hab ihn gern, den kleinen Wicht.
Zum Tanzen gehen wir auch gerne.
Tanzen! Nicht in der Ecke stehen.
So spricht Augustinus:
„Lerne Tanzen du Menschengewicht.
Damit Engel mit dir Freude teilen,
Solltest du einmal im Himmel weilen.
Nun sitzt er neben mir
und Malz Herzchen aufs Papier.
Er sendet dir einen Herzensgruß
und einen fein gehauchten Kuss.
Egal, ob man mir Drama oder Komödie ins Haus bringt,
Ich schreib’s auf Papier und mach‘ was draus.
Bleibet mir wohlgesonnen,
Der Gedichtsfaden wird weitergesponnen.
März 2017
Liebe Marion,
Mmpf weckte mich im Morgengrauen,
Ich konnte kaum aus den Augen schauen
da tanzte er schon den Sonnengruß
und sendet der Sonne einen Morgenkuss.
Zum Poetry Slam in der Kofferfabrik,
zum Auftritt, natürlich wollte er da mit.
Und staunte gar nicht schlecht,
Fast 200 Zuhörer im Raum – so viele: „Echt?!“
Auf der Bühne ist das Stehen mir schwer.
Ein Freund brachte einen Stuhl zu mir her.
Nervosität mich plagte,
Die Stimme mir schnell versagte.
Doch das Publikum nickte mir freundlich zu
und mein Mut wuchs im Nu.
Ich las vor, das Gedicht von der Melancholie.
Es war atemlos immer noch wie nie
und kräftiger Applaus
löse sterben stille und spannung auf.
Wir blieben bis Mitternacht, am Tisch nicht allein.
Ein Taxi brachte uns später nach Hause.
Noch einen Kuss zur guten Nacht
und er gibt weiter auf mich acht.
Bleibt heiter,
bald schreibe ich weiter…
April 2017
Liebe Marion!
Ich lebe momentan in einer turbulenten Zeit
und bestaune den Weg, der mir noch bleibt.
Wohin er mich führt, kann ich noch nicht sagen.
Die Ereignisse überschlagen sich seit Tagen.
Ich werde dir berichten und vielleicht schon,
klingelt in einigen Wochen dein Telefon.
Mit Mmpf, meinem Engelsbegleiter,
gehe ich beschützt weiter.
Und gerade an traurigen Tagen
zusammen wir gerne ein Liedchen wagen.
Im Singkreis singt er munter
die Tonleiter rauf und runter.
Auf meiner Schulter sitzt er im Chor
und trällert mir ziemlich falsch ins Ohr.
Nun übt er alle Stundenlang
sich fleißig im Chorgesang.
Den Teddys kräuselt es das Fell,
Er singt ganz laut und viel zu schnell.
Der Frühling kommt und Mmpf schaut munter
zu jedem Frühlingsblümchen runter.
Er küsst ein jedes und tanzt vor Heiterkeit.
Beim Lächeln sind wir nun zu Zweit.
Die Krokusse aus der Wiese ploppen,
Osterhasen über das Feld hüpfen.
Weidenkätzchens Blütenstaub
rieselt auf sein kleines Haupt.
Sein Hemdchen ist ganz ungeniert
mit frühlingsfarbenem Hut verziert.
Er wäscht sich jetzt mit Morgentau
und morgen lächelts in des Himmels Blau.
Den ersten Marienkäfer haben wir gesehen,
er begleitete und beim Spazierengehen.
Dem Osterhase
Es zeigte sich, dass er eine lange Nase hatte
und war dafür, war ihm sehr entzückte,
ein Schokoei, nach diesem er sich gleich bückte.
In der Küche, während wir kochen,
Sah ich ihn am Fensterbrett hocken.
Peperonata mit Fussili, extra fein –
das mampft er brav in sich hinein.
Er isst gerne ein vegetarisches Gericht,
doch nur vegan, das mag er nicht.
Ich werde ihn im Urlaub nach Weißenstadt mitbringen.
Dort werden wir alle am Balkon des Nachts singen.
Zum Frühstück stürmen wir das Buffet.
Bestellen Sie Rührei, Saft und Kaffee.
Unterhalten den ganzen Speisesaal,
Täglich mindestens einmal.
Wir werden Tränen lachen,
verrückte Sachen machen
und verbringe eine freudige Zeit.
Bald liebe Freundin sehen wir uns, bald!
Und nun zum Schluß,
der Ostergruß.
Wir wünschen gesegnete Ostertage.
Habt Ruhe von des Alltags Plage.
Sonnenwärme, Sonnenschein –
des Himmels Blau wirkt bis ins Herz hinein.
Wie immer sitzt er neben mir,
Heute klebt er Blümchen aufs Papier.
Ich hoffe, ihr bleibt mir noch erhalten.
Fortsetzung folgt…
Ostern 2017
Liebe Marion,
an manchen schönen Ostertagen
War die Bronchitis eine Plage.
Und mit lautem Tatütata,
Krieg der Krankenwagen da.
Ich bin im Krankenhaus, da sah Mmpf Blut aus.
Er ist gleich um, das war nicht gut.
Sein grünes Gesicht,
Das gefiel mir nicht.
Ihn so zu sehen, hielt ich nicht aus.
Meine Gatte brachte ihn vorsichtig nach Haus
und verhindern ihn zu den Teddys ins Bett.
Sie sorgen sich um Mmpf lieb und nett.
Ein Tage später kam ich gesund nach Haus,
machte Mmpf freudestrahlend mir die Türe auf.
Wir dürfen nun fleißig inhalieren
Da krabbelte er auf allen vieren
im zimmer herum, ein geheimnis so nebenbei:
„Pssst, er wird vom Inhalieren „high“.“
Jetzt blüht der Flieder.
Im Singkreis singen wir Maienlieder.
Ab und zu schauen wir aus dem Fenster und lauschen
dem Regenrauschen.
Ringscherum die Bienen schwirren,
Hornissen an Balkon sich verirren..
Dies finden wir nicht so nett
und schick sie freundlich wieder weg.
Heute waren wir spazieren und aßen ein Eis.
In der Sonne schmolz es sogleich
und tropfte von der Waffel hinab.
Da leckte er fleißig die Waffel ab.
Nun war das Hemdchen mit Erdbeereis verziert
und sein Gesichtchen ganz verschmiert.
Ich gab ihm einen nassen Lappen,
bevor seine Haare zusammenpappen.
In der Nacht haben wir Texte getippt,
fleißig er die Kommataste drückt
und kommt aus dem Drucker Papier heraus,
bricht er in lauten Jubel aus.
Fortsetzung folgt, bleibe mir abgewogen,
Der Gedichtfaden wird weiter aufgezogen.
Mai 2017
Liebe Marion,
mit Mmpf ist es nun lustig in der Logopädie.
Lachend zeigt er Grimassen wie noch nie.
Die Zunge lässt sich heraushängen,
wie ein Maori beim Hakatanzfest.
Er grünzt und röchelt,
blubbert und hechelt,
Grinst dann übers ganze Gesicht,
der quirrliche Wicht.
Wie ein Gänschen er schnattert,
wenn er zwischen den Gänseblümchen flattert.
Bei Schmetterlingen ist er sehr beliebt,
weil er ihnen Küsschen gibt.
Und mit dem großen Hummel
Fliegt er um die Wette, mit Gebrummel.
Geduldig redet er mit Spinnen,
dass es draußen schöner sei, als drinnen.
Viel Freude haben wir beide dann,
wenn er auf Seifenblasen schweben kann.
In die Lüfte hinaus vom Rand des Balkons,
bunt schillernd schwebt er leise davon…
Platzt dann die Blase,
landet er mit einer Küche vor meiner Nase.
Heute am Samstag gab es Regen satt.
fuhren wir in die Stadt.
Und so kam am Nachmittag: „Ei der Daus“!
Eine vor Freude strahlende Sonne heraus.
Vom Bahnhof bis zur Kirche‘ in der Gustavstraße‘,
Quer durch die Stadt der Luthermarsch.
Im Sambaschritt den Trommlern hinterdrein,
90 Minuten lang sollte es so sein.
Er tanzte auf meiner Schulter mit.
Ich muss schon sagen, er ist fit.
Vor den Posaunen war ihm nicht knall,
er berichtet mit himmlischem Gesang.
Und so manche Bachkantate
kann er rückwärts auswendig ohne Frage.
Ob sie nun richtig oder seine Eigenproduktion ist –
wer fragt danach, wer weiß das schon?
Mit Stricken habe ich es versucht,
ein Muster schön ausgesucht.
Da hat er sich das Muster angeschaut
und ich hab meinen Augen nicht getraut,
Er hat es aufgetrennt: „Oh Schreck!
Die ganzen Maschen sind nun weg.
Sie viele munter
von der Nadel hinunter.
Verdutzt schaute er hinterher.
Den Pulli, ja den gibt es nun nicht mehr.
Er strahlte mich an wie ein Regenbogen.
Fortsetzung folgt, bleibe mir abgewogen.
Juni 2017
Liebe Marion,
Wir lieben die Erdbeerzeit.
Mmpf trägt ein Erdbeerfleckenkleid.
Beim Spaziergang bei den Feldern zeigt er mir dann,
wie schnell er Slalom fliegen kann,
zwischen den Spargelstangen.
Ich kann ihn niemals fangen.
Komm zum Tanze, lass dich locken,
bleib nicht auf dem Sofa hocken.
Pfingsten ist New Orleans-Festivalzeit.
Wir besuchten es zu zweit.
Freitagabend da geht es los
und Samstag ist es ganz famos.
Mit der Brassband über’s Festivalgelände
maschieren und tanzen schnell ohne ende…
Na ja, Pause muss sein,
Da schütten wir Wasser in uns hinein.
Im Lieblingscafé stärken wir uns mit Tomatensuppe.
Ihr wisst ja, ein Löffelchen steckt in seiner Kutte,
Er ist immer bereit zum Löffeln zu zweit.
Am Nachmittag fahren wir nach Haus,
denn unordentlich sah es dort noch aus.
Wir pusteten den Staub in die Ecken,
Dort kann er sich bis Montag verstecken
und legen uns auf’s Ohr.
Das kommt gelegentlich am Nachmittag vor.
Gegenüber der Bühnenlagen wir am Abend im Park,
unter den Bäumen und lauscht dem Starken (en)
Sound der Orgel, der zu uns schwebte –
als wenn Woodstock noch einmal auflebte.
Trunken von Musik geht wir nach Haus,
Lächelnd löschte er das Nachtlicht aus.
Sonntagnachmittag führen wir wieder hin,
Da wir im Zydeco-Rhythmus drin waren.
Wir toben uns tanzend aus.
In der Jackentasche trug ich ihn erschöpft nach Haus.
Aus den Pfingsturlaub kamen zu unserem Glück,
Alle Therapeuten zurück
und kam er mit in die Atemtherapie.
Er blies die Backen auf, holte Luft wie noch nie.
War er dann rot im Gesicht,
Ich rief: „Hallo Kleiner, vergiss das Ausatmen nicht.“
Da schau sie,
Nun sind meine Zettel leer.
Bleibe mir halt,
Fortsetzung folgt.
Sommer in der Stadt, 2017
Liebe Marion,
Es ist Sommer und wir schwitzen.
Mmpfs Krönchen bleibt im nassen Haar nicht sitzen
und fliegt da davon. Er schüttelte sich wie ein Hund.
Sein Füßchen jetzt kunterbunt
mit Pflasterkreide beschmiert.
Er geht barfuß, ungeniert.
Nach der täglichen Dusche schlüpft er feucht ins Bett,
Quakt wie ein Frosch und Keck
Breitet er seine Flügel aus,
deckt mich zu, nur mein Ohr schaut heraus.
In diesem flüstert er mir Träume,
vom Sternenhimmel über Bäume.
Er erzählt mir zu meinem Entzücken
vom Indianerland und seinen Ausritten
mit Winnetou und Old Shatterhand,
Freunde von ihm, die heute kaum einer mehr kennt.
Von Hadschi Halef Omar und Kara Ben Nemsi,
Karl Mays Geschichten er kennt sie
und bringt sie mir zurück.
Hab‘ ich ein Glück,
Darf mit alten Freunden einschlafen.
Das ist viel besser, als das Zählen von Schafen.
Die griechische Gemeinde am letzten Sonntag ein,
zum fröhlichen Beisammensein.
Da hüpfte auf meinem Schoß,
ein kleiner Bengel, der ganz famos
in griechisches Fahnentuch gehüllt
und brüllt:
„Kalimera“, in meinem Ohr.
Mmpf umarmte seinen Freund und stellte ihn mir vor:
Feurige Augen, schwarzes Haar,
mit Zaziki verklebte Flügel sogar –
Das kann nur ein griechischer Engel sein.
Jetzt ist mein Kleiner nicht mehr allein
Hier in der großen Stadt.
Es ist gut, wenn er einen Freund hat.
Und plötzlich, als hätte Mmpf laut geklingelt,
Waren wir von vielen kleinen Engeln umzingelt.
Sie brachten Zaziki und ein Bier,
einen Tintenfisch stopften sie mir…
„ups“ sie in mich noch hinein.
„Sorry, ein Rülpser muss auch mal sein“.
Man kommt ganz schön ins Schwetzen,
wenn lauter Engel um einen sitzen.
Einer von ihnen schrie in sein Handy hinein:
…wie kann man denn so vergeßlich sein…!“
Mmpf flüsterte: „Sie vergasen den Föhn abzustellen.“
„… ihre Engelsköpfchen werden noch überquellen
vor blonden Locken –
Den ganzen Vormittag nur vorm Spiegel hocken.
So so, kleine Machos sind die Bengel.
Da lobe ich doch meinen Engel,
Welcher nur ein kleiner Poltergeist,
und meist
Nur liebe Streiche macht,
am Tag und in der Nacht
ganz müde schläft. Wird er wach,
Gurrt er wie ein Täubchen auf dem Dach.
Heute packen
wir unsere Siebensachen
für die Kur. Wir hoffen, du bist mit dabei,
denn du bist uns nicht einerlei.
Wir wollen Verrücktes machen,
täglich lachen,
an deiner Seite spazieren, zu vieren.
Mit Kalimera, er braucht Urlaub
von all dem Stadtstaub.
Liebe Marion, lass dich nach Weißenstadt locken.
Wir werden lachend im Speisesaal hocken,
Gedichte präsentieren,
zusammen ein paar Bilder hinschmieren
aufs Papier,
Genau das tun wir!
Bitte bleibt uns gewogen –
„ups“, alles wahr, nichts gelogen.
Fortsetzung folgt, bitte warten.
Wir warten mit und legen Karten.
August 2017
Liebe Marion,
Es war wie immer nett
und lustig mit Mmpf und Kalimera im Gepäck.
Nun ist der Urlaub vorbei mit den beiden Engeln:
Sie turnten täglich an Sonnenblumengeln,
Baden im Radonbecken,
taten nachts kichernd Gäste erschrecken,
heulten mit dem Wind im Aufzugsschacht,
Klettern mit eigener Kraft
auf der Dachterrasse
und pusteten Seifenblasen, eine Masse
in der Luft –
pfff – pfff – pfff.
Wir freuen uns über das Wiedersehen
und mit dir zusammen spazieren zu gehen.
Die Bengelchen besuchten mit uns den Porzellanladen,
Taten im Restaurant im Wasserglas Baden,
Naschen Käse von Andis Nudeln
und duddeln-
zehn dir ins Ohr.
Ich schwöre, dies kam so vor.
Sie schob die Nacktschnecken am See, schnell aus dem Weg.
Sonnten sich mit den Eidechsen am kleinen Steg.
Lagen sie im Gras, waren sie ganz Ohr
und zirpten zart mit den Grillen im Chor.
Mit dem Wiesel
Springen sie über Kiesel,
schlüpft mit ihm ins Gras –
Nur so, zum Spaß.
Segelten mit Schiffleins über den See.
Fütterten Vögelchen im Strandcafé.
Wir kommen wieder, ohne Frage.
Nächstes Jahr für viele Tage.
Von Weißenstadt fuhren wir tapfer nach Haus
und packten unsere Koffer aus.
Wuschen, bügelten und legen alles wieder an seinen Platz,
ohne Hetze und ohne Hast.
Schoben die Staubflusen,
welche mit unseren Zehen schmusen,
schnell zur Tür hinaus.
„Ei der Daus!“
Zum Fenster kamen sie wieder hierher
als Staubpartikel winzig klein.
Mmpf übte sich nun im Geschirr abspülen.
Ich glaube, er will nur mit Wasser spielen.
Kalimera getrocknete fleißig und…:
„Klirr klirr, krach –
Schepper…
tiefer!!!“
Nun ist wieder Platz im Schrank.
„Für Neues“, rief Mmpf. „Gott sei Dank“.
Bleibt mir ausgewogen,
der Gedichtsfaden wird weiter aufgezogen…
September 2017
Mit dem Bus hinaus ins Fürther Land,
zum Stadtwaldfest am Städterand.
Auf jeder Schulter saß ein Engel,
Nun habe ich zwei von diesen Bengeln.
Sie meinen, so halte ich das Gleichgewicht
und stolpere im Walde nicht.
Wie eine Raupe den Berg erklimmt,
ganz langsam nur, da halb auch kein Engelswerk.
Oben im Walde, zeigt sie mir dann,
Wie man einen Baum umarmen kann.
Der Baum atmete auf, erstrahlte in ihrem Licht.
Ich sah und erahnte es, die anderen nicht.
Als wir eine Bratwurstsemmel aßen,
da rief mein kleiner engel:
„Ach du Schreck!
Dein Pulli verziert einen gelben Fleck
aus Senf, welcher aus der Semmelfloss.
Kalimera noß
auf den Knollenblätterpilz und die Maronen!
„Ob wohl noch Käfer darin wohnen?“
„Und dazu noch deine Schnupfenviren.“
Sie krabbelten vor Lachen auf allen Vieren
Über den Tisch,
von da aus ich sie in meiner Tasche wisch‘
und spazieren im Wald.
Sie lachen noch heute, bis kahl.
Oktober 2017
Musikalisch ist Kalimera ein Überflieger,
er singt lauthals griechische lieder.
Wir nehmen ihn mit in den Chor,
Da steht uns einiges vorher.
In der Stadt haben wir eine Seifensiederei gefunden.
Wir könnten dort viele Stunden sitzen
und schnuppern an Seifen.
Viele sind hübsch verpackt mit Schleifen,
in feinem Zellophan,
auch dass man sie verschenken kann.
Wir nehmen drei Seifen mit nach Haus
und jeder probiert einen aus.
Mit der Zitrusseife klein,
seift sich Kalimera ein,
denn der feine Zitrusduft
erinnert ihn an Heimatluft.
Mmpf nimmt Zimt,
den er liebte im Apfelkuchen, schon als Kind.
„Dich damit nur waschen,
nicht davon naschen.
Meine Seite richtet sich nach Urlaubsluft, nach Grass in Frankreich und den Lavendelfeldern,
Denn Bergamotte liegt in der Luft, mit einem Hauch von Pinienwäldern.
Auch hat ein jeder seine Seife,
Mit Schaumträumen betört sie uns leise.
Liebe Marion, während des Schreibens bin ich schon soweit,
dass ich jederzeit,
Überall wo ich geh und steh
immer die beiden Engel seh‘.
Somit habe ich scheinbar Halluzinationen
von Engeln, welche bei mir wohnen.
Denke nicht an’s aufgeben,
Bis kahl, schönes Leben.
Es wird Herbst, draußen fällt Laub.
Tschüss, wir wischen jetzt Staub.
November 2017
Liebe Marion.
Es ist Herbst und wie bei allen,
auch bei uns die Blätter gefallen.
November ist, dies ist kein Scherz,
gar nicht gut für’s Engelherz.
Von Regen inspiriert,
fließen Tränen ungeniert.
Mal weinen sie, nun gibt es acht
und bitte nur ganz leis‘ gelacht:
Weil so kurz ist nun der Tag,
weil kalimera lieber sonne mag,
Weil so dunkel nun die Nacht ist,
weil das Nachtlicht kaputt ist – oh weh und ach.
Ich kaufe eine neue Batterie,
Da freut sie sich wie noch nie.
Wir tanzen im Nachtlicht dann Ringelreihen,
zu Dreien.
Weihnachten steht nun vor der Tür,
Ich war schon hier einkaufen.
Ohne Hast und mit frischem Mut
brachten wir nach Hause die Geschenkeflut.
Jetzt geht’s ans Papier einwinden
und dann eine Schleife anbinden.
Ein Kärtchen dazu, mit Namen dran.
Viele Weihnachtskarten schreiben dann.
So nimmt alles seinen Lauf,
Langeweile kommt nicht auf.
Heute hängt sie mit lautem Gekicher
ans Bärenhaus Sternengirlanden mit Flitter
und schmückt das Teddybären-Café.
Sitzen in der kleinen Puppenküche,
angetan mit Küchenschürze
und backen Lebkuchen,
Ich konnte es schon versuchen.
Nun ist er da, der Advent
und wenn die erste Kerze brennt,
Schicken wir Päckchen auf die Reise,
per Schneckenpost, auf wundersame Weise.
Mmpf legt in deinem noch eine leere Karte dazu.
Er meint, dies animiere dich im Nu
uns zu schreiben.
Kalimera meint, du hast keine Zeit und lässt es bleiben.
Schau mir Mal, wer hat dann Recht,
Eine Karte von dir wäre nicht schlecht.
Wie letztes Jahr zur Weihnachtszeit
brachte sie Licht in die dunkle Zeit.
Die Engelchen üben schon den Glockenton,
der zweite Advent kommt bald schon.
Wo es jubelt und klingt dort lasst euch nieder,
da singen Engel Weihnachtslieder.
Ich zünde die Kerzen an
und bleibe an der Geschichte dran.
Lieber Leser, wir umarmen uns ganz vorsichtig,
wir lieben dich.
Dezember 2017
Liebe Marion,
ich jetzt schon so dann und wann,
ein goldenes Engelshaar finden kann.
Nun brennt das zweite Kerzenlicht.
Langweilig wird es uns jetzt nicht.
Es gibt noch so viel zu tun,
unsere Hände nun selten ruh’n.
Kalimera friert, ihm ist zu kalt.
Er sitzt auf der Heizung und träumt vom Pinienwald.
Mmpf schaut aus den Fenstern unerschrocken
und bestaunt die ersten zarten Schneeflocken.
Heute ist Nikolaus.
Wir stellen unsere Stiefel raus.
Legen Sie einen Zettel bei, mit lieben Gruß
und hoffen auf Schokolade, Lebkuchen und Nuß.
In ihren Schühchen fanden die Engel zwei Mon Cherie,
jetzt kichern beide beschwipst: „Hihihi.“
Am Weihnachtsmarkt, trafen meine Engel dann
das Christkind mit Gefolge an.
„Viel zu schwer, sie fliegt nie,
„Sie ist nur eine Kopie“,
flüsterte Mmpf und ich weiß, er hat recht.
Sie ist ein Mensch und als Engel nicht echt.
Er meinte, das echte Christkind würde in unseren Herzen wohnen
und uns mit Liebe und Freude belohnen.
Ab und zu hören wir feines Wispern und Rauschen.
Dies, meine zwei Engel sehr aufmerksam lauschen.
Kalimera erzählte mir: „Freunde sind unterwegs
und stets
Bereiten Sie Kindern eine Freude vor,
gestern, morgen und auch heute.
Alles Liebe, bleibt mir ausgewogen.
Der Gedichtsfaden wird bald weiter aufgezogen.
Weihnachten 2017
Am Sonntag ist der dritte Advent.
Das dritte Kerzenlichtlein brennt.
In einer Woche ist es soweit,
Weihnachtszeit.
Wir fühlen uns hier, wie in einem Hotel. Schon seit Tagen
Engel aus aller Welt, bei uns ihr Lager aufschlagen.
Alle Teddys haben zu tun,
in ihren Armen Nonne Engel ruh’n.
Mmpf und Kalimera breiten ihre Arme aus
und rufen: „Willkommen in unserem Haus!“
Vorhin frage mich Engel Konfuzius:
„Werte Dame, wann fährt hier der nächste Bus
in der Stadt?
Meine Flügel sind noch so matt
von der langen Reise.
Kalimera kocht Tee und seufzt leise.
Er freut sich über die Engelscharen,
die zum Geburtstag kamen.
Er erzählt mir, ich trau‘ kaum meinen Ohren,
Alle Engel waren an Weihnacht geboren.
Karel kommt bepackt nach Haus,
Die Engel brechen im lauten Jubel aus.
Kokosmakronen, Pralinen und Lebkuchen,
alles frisch zum ersparen.
„Sternenstaub und Zuckerguss,
„Wo finde ich hier Mandelnuß“,
murmelt es aus der Plätzchendose,
Ich bin Verlieren
Vanillekipferl liegen…
Puderzuckerwolken auffliegen.
Nelken, Zimt, Orangenduft,
Es gibt Glühweinpunsch
zum Aufwärmen.
Dann werden die Kleinen nachts nicht lärmen,
sondern fest schlafen,
Ganz die Braven.
Am nächsten Morgen, die Plätzchendose schon wieder leer.
Wo bekommen wir frische Plätzchen her?
Und so boten sie dann ihre Hilfe an
zum Süßkrambacken an.
Mit viel Freude und Elan
fangen sie zu backen an.
Wolken aus Mehl vernebeln meine Sicht,
Engel sehen bekanntlich auch ohne Licht
und dann brach das Chaos aus!
Ich floh leise aus der Küche hinaus,
Schloss leise die Küchentür zu.
Ich danke auf meinem Sofa und genoß die Stille Ruh‘.
Ein paar Stunden war alles vorüber,
auf vollen Blechdosen sitzend, sangen sie Weihnachtslieder.
Advent,
die vierte Kerze brennt.
Bis zur Heiligen Nacht ist es nicht mehr weit,
alle waschen und bügeln ihr Festtagskleid.
Tannengrün, Strohstern, Krippe und Lichterglanz,
verbrannter Braten, Schneeflockentanz,
Familienstreit, Weihnachtsstollen, Kirchenbesuch,
Kinderlachen, Tränen und verfehlter Wunsch.
Alles stirbt und noch viel mehr,
kommt mit den Festtagen einher.
Bei uns ist Ruhe im Haus.
Einige fahren Nachbarn in die Berge hinaus.
Wir feiern Zuhause im Licht der Kerzen,
mit feinem Essen, Musik und Freude im Herzen.
Mit der Engelschar werde ich die Kirche besuchen.
Danach gibt’s noch Tee und Lebkuchen.
Unsere himmlischen Gäste sprechen uns mit Gesang und Flötentönen –
das wird eine Weihnachtsfeier, eine wunderschöne.
Und um Mitternacht,
geb acht!
Dann umarmen sie sich und versenden den Engelsgruß:
„Halleluja, alles Gute und ein Geburtstagskuss.“
Traum süß, schlaf gut bis zum nächsten Tag.
Ich vertrau‘ auf Gott, komme was mag.
Ich wünsche Ihnen frohe Festtage,
ohne Müh‘ und Plage.
Und bleib sie mir festhalten,
auch wenn auf dieser Seite keine Engelsgeschichte mehr folgt.