Ein Gedicht ist wie ein guter Liebesakt.
Es enthält einen Auftakt,
einen Mittelteil und lässt sein Schwingen
im Nachhall ausklingen.
AUFTAKT
Sitzend in meiner Ruhe
lausche ich dem Gesang der Schuhe.
Meinen Favoriten schon gefunden.
Mir ist’s, als säße ich schon Stunden
davor. Um mich ein Summen und Raunen,
ich lausche still mit Staunen.
Mein Stift fordert meine Aufmerksamkeit,
mit dem Bild zusammen sind sie nun zu zweit.
MITTELTEIL:
Das Bild „Alte Muster“ ist ein Liebesakt.
Das Paar nicht ganz nackt,
sondern mit einer alten Mustertapete gekleidet.
Diese den Blick des Betrachters für das Wesentliche weitet.
Sie liegen beide
ineinander verschlungen auf der Seite,
den Blick zueinander gewandt.
Somit liegt es auf der Hand,
dass die ganze Energie das Bild
in der Mitte ausfüllt.
Sein rechtes Knie ihren Schoß verdeckt,
das linke Bein hinter ihr versteckt.
Um die männlichen Lenden ein Tuch gelegt,
was zusätzlich noch die Phantasie anregt.
Ihre linken Hände sich am Boden berühren.
Die rechten Hände und Füße sich in der Luft erspüren –
vereint in stiller Leidenschaft.
Ein Bild voller Freude und Kraft.
NACHHALL
Die alten Muster sind vertraut.
Man schaut
sich satt an ihnen.
Doch folgt man unverhofft ihren Linien
noch nach Jahren,
kann man neue Vertrautheit erfahren.
„Alte Muster“ Künstlerin Corinna Smok, Galerie an der Promenade