Blues im November

Eine Freundin schrieb mir: „Der November ist schlimm!“

Doch sind im November auch keine anderen Tage drin,

als im restlichen Jahr.

Es sind sogar

nur 30 Tage zu unserer Verfügung,

Vielleicht deshalb die Stimmungseintrübung.

Von Terminen quellen sie über, diese Tage.

Nicht der Monat, sondern die vielen Termine verursachen die Plage.

 

Eigentlich ist der November ein stiller Monat.

Vom Sommer noch verwöhnt und satt,

Lädt er uns zum „Innehalten“ ein.

Zur Ruhe kommen und auch einmal „für sich sein“.

Ein Monat ohne laute Feste,

bevor die Reste

des Jahres im Freudentaumel verglühen –

ein schöner Monat, ohne große Mühen.

 

Ich bereite mich nun auf Weihnachten vor.

Kaufe die ersten Kleinigkeiten. Bin ganz Ohr

und versuchen Wünsche und Erfahrungen zu erhaschen.

Backe die ersten verbrannten Plätzchen zum Naschen

und kaufe dann lieber welche vom Bäcker.

Diese sehen besser

aus, als meine missratenen Werke –

Backen nicht meine Stärke.

Ich erledige die Weihnachtspost.

Schreibe am Abend nun oft

Weihnachtskarten und bringe alles im Dezember zur Poststelle.

Dann nur noch ein paar „Kleinigkeiten“ auf die Schnelle

und ich kann den Advent in Ruhe beginnen

und dann ganz gemächlich durch die Feiertage „schwimmen“.

 

11. November, die Stimmung im Keller.

Nur im Teller

grinsen

die Linsen.

Bleibt frohgemut in der Pandemie.

Noch nie war Freude so wichtig wie

in diesem Jahr…

…ohne Herz?

Das geht dieses Jahr ja sehr flott:

„Das erste Winterdorf ist offen, Glühwein hopphopp“!

Der frühe Vogel des Kommerz

fängt des Weihnachtskunden Herz.

Je früher der Weihnachtsmarktbeginn,

desto mehr in der Kasse drin

und der eventgedrillte Kunde,

dreht schon im Oktober seine Runde

durch eine Budenstadt,

mit Glühwein voll und Bratwurst satt.

Im Schaufenster steht schon der Weihnachtsbaum.

Es bedrängt mich schon der Weihnachtsalbtraum.

Man legte mir schon den ersten Lebkuchen auf den Teller.

Weihnachten kommt immer schneller

und fast wild glitzernd, funkelnd und laut einher –

ich weigere mich, mag einfach nicht mehr.

 

Wo ist nur die Stille Zeit geblieben,

in der wir in Ruhe unsere Lieben,

ohne Geschenkeeinkaufsqual,

einluden zum Festtagsmahl?

Überall Geblinkt statt Erleuchtung,

Dudelei statt Freudengesang.

Einen Glühwein auf die Schnelle.

Irgendwo im Marktgeplärre

in der Mitte

eine Krippe.

Bleiben hier noch Besucher stehen,

um das Jesuskind zu sehen?

Weiß dies noch wer,

von wo kamen eigentlich die Drei Könige her

und warum?

Zu dumm,

alles vergessen im Kommerz…

 

 

 

Der Oktober tanzt

Die Sonne scheint, die Astern blüh’n.

Die Vögel bald gen Süden zieh’n.

An einem Donnerstag sah ich lang

aus dem Fenster. Die Sonne versank

golden in einem glutrotem Himmelsmeer

und ich fragte mich: “ Wo nimmt Gott wohl diese Farben her?“

An so einem Sonnenniedergang

übe ich schon jahrelang.

Ertränke Leinwände in roten Farben

und kann auch diesmal nicht erwarten,

dass das Ergebnis ist hübsch anzuschauen –

vielleicht sollte ich meinen Farbpinsel Gott anvertrauen.

 

Langsam schwindet das Blattgrün,

als würde es mit den Vögeln weiterzieh’n.

Der Oktober tanzt im Farbenrausch

mit kaltem Regen und Sturmgebraus.

Ich selbst krieche wie eine Schnecke

in mein Haus und bette

mich zwischen vielen warmen Kissen zur Winterruhe.

Nur wenn es unbedingt sein muss, schlüpf‘ ich in Winterschuhe.

 

Vergnügen

Für einen Moment hätte ich mich fast geschämt,

meine Gedanken haben das Wort „Vergnügen“ erwähnt.

Sie haben mir eingeflüstert,

immer und immer wieder eingetrichtert:

„Vergnügen, kennen bald nur noch die Alten.

Vergnüglich darf man nichts mehr gestalten.

Vergnügen kann gefährlich sein.

Bleibe lieber ohne Vergnügen allein daheim.“

 

Gemütlich war früher so manches Vergnügen.

Mit Vergnügen würde ich gerne einige anlügen.

Mit Vergnügen ließen wir uns einst fröhlich treiben.

Auch in diesem Jahr lässt man so viel Vergnügliches bleiben.

Vergnügen nur noch hinter Zäunen, Mauern und Schranken?

Hoffentlich nicht, nein danke.

Sie, Du, ich, Wir…

Vergnügen existiert nicht nur auf dem Papier.

Nachteule

Ach, war die Woche so verrückt.

Ich habe mich nicht davor gedrückt

und bin am Mittwochabend von der Galerie aus

mit den Künstlern ins Lokal hinaus.

 

Ein Foto hier, ein Foto dort…

So ging es in einem fort,

wenn man wie ein Überraschungsgast

mitten in eine Finissage platzt.

Natürlich hat man mir geschmeichelt

und sanft mein Ego gestreichelt.

Dies ständige umher Schweben –

sehr anstrengend schon das Nachtleben.

 

Am nächsten Morgen war ich müde

und zog die Bettdecke wie eine Tüte

über mich –

Rollo runter! Soviel Sonnenlicht vertrage ich nicht.

Ich werde ja nicht jünger.

Das Ego streicheln zwar wie Dünger,

doch es wirkt nur kurz

und „Hokuspokus 1-2-3“

am nächsten Tag ist der Zauber vorbei.

 

Ich bin sogar noch heut‘ halbtot.

Diese Woche sah ich niemals Morgenrot.

Mein Frühstück fand den Weg zu mir,

täglich um 14 Uhr klopfte es an meine Tür.

Und Kaffee macht mich auch nicht wach,

ich schlaf damit bis in den Nachmittag.

Der Wecker gibt sich große Mühe,

er duddelt täglich in der Frühe.

Ich hör‘ ihn und denk‘ mir: „Wie nett,

Musik im Traum an meinem Bett.“

 

„Ach, wäre ich doch eine Nachtigall

und tanzte auf dem Morgenball

im Sonnenaufgang,

nur einen Morgen lang.“

Mit Wünschen sollte man vorsichtig sein,

denn das Erfüllen kommt schnell hinterdrein.

Bald habe ich eine Nachtigall in Haus,

dann sieht es schlecht aus

mit chillen bis zur Mittagsstunde –

mein Gatte dreht morgens um 6 Uhr schon seine Runde.

 

So lege ich mich nun nieder,

falte mein Gefieder

und lege die Ohren aufs Kissen.

Werde das Ausschlafen bald vermissen.

 

Dieses Wochenende drei Tage Kunst,

werde dabeisein mit Inbrunst.

Denn der Winter lang und kalt…

Gute Nacht, bis bald.