Wetterbericht

Den ganzen Tag gab’s Wünschesegen,

in Form von etwas Nieselregen.

Von Petrus war’s ein nasser Gruß,

der am Portal nur etwas niesen muss‘,

und dies auch ausführlich kann –

er ist ja unser Wettermann.

Schaut nicht so gramgrieslich

schließlich

hat Petrus täglich einen neuen Versuch

und vielleicht dann auch ein Taschentuch.

 

Nachtgedanken

Des Tages Last abstreifen.

Noch ein wenig mit dem Bleistift über’s Papier schweifen.

Dem leisen Schaben lauschen

und sich vom Rauschen

des Tinnitus, zu flüstern lassen die Worte.

Ohne Ärger heute, nur Worte von der guten Sorte.

Sie formen sich ohne Absicht zu Sätzen,

sie vernetzen

sich zu …, zu was?

Gedankenstop – für mich ein Anlass,

mal zu lächeln.

Soll ich mir Gedanken zu fächeln?

Mit der linken Hand zart wedeln?

Um Worte bitten, um die Sätze zu veredeln?

Eine Geschichte über das Schreiben schreiben?

Mir noch etwas Wein einverleiben

oder etwas Absinth?

Wird man davon nicht blind?

Einfach nur zur Ruhe kommen,

nein, ich bin nicht benommen.

 

Im Hausflur leises Klicken,

als würde jemand den Lichtschalter drücken.

Doch keine Schritte sind zu hören.

Vielleicht will man nicht stören

und schleicht durch den Flur.

Stille nur,

nicht das kleinste Geräusch…

Beim Zeus!

Ist hier außer mir, überhaupt jemand im Haus?

Nein, ich mach die Tür nicht auf.

Es ist eine Illusion,

meine Nerven gaukeln mir nun schon

alles Mögliche vor.

Ich bin ganz Ohr,

höre meinem Tinnitus zu,

er beruhigt mich im Nu.

Das Weinglas leer,

mein Kopf ruht schwer in meiner Hand.

Allerhand –

schon nach zehn.

Ich sollte schlafen geh’n.

 

Die Stille zerrissen von des Nachbars Husten!

Danke, so kann man auch meine Angst auspusten.

 

Kreuzgang

Und es sprach der Landespapa:

“ Ich geh‘ regieren und du bleibst da.

Sei brav, ordentlich und fromm,

bis ich eines Tages wiederkomm‘.

Bis dahin schau fernsehen, Wiederholungen pur.

anstatt der berauschender Explosion der Kultur.

Zündle auch nicht mit Silvesterraketen

und kein Alkohol, das ist für Kindchen viel zu verwegen.

Bleibe brav in deinen Zimmer,

sonst darfst du nie und nimmer-

mehr es verlassen

und auch keinerlei Besuch erhaschen.

Du bist ja noch so klein,

ungern lass ich dich allein.

Doch ich kann mich noch nicht klonen,

um für immer bei dir zu wohnen.

Deine Pubertät ist abgesagt,

trotziges Feiern auf Jahre vertagt.

Nicht so laut heulen und schniefen,

sonst müssen wir dich noch vertiefen.

Denn sollte etwas aus deiner Nase fließen,

darfst du nur noch ins Kopfkissen niesen.

Lege dann dein Gesicht darauf,

dann freut sich das Virus auch

und damit es nicht kann verschwinden,

solltest du die Maske ums Taschentuch binden.

Hast du dann alles überlebt,

dem letzten Gang zum Friedhof nichts in Wege steht.

Doch vorher noch dein Kreuzchen machen…

Warum lachst du? Hier gibt’s nichts mehr zum Lachen!“

Weihnachtstraum

Ich wär so gern am Mittelaltermarkt ein Gast.

Am offenen Feuer lade ich ab meine Last.

Wärme mit Chai, dem Milchtee mein Gemüt,

während das Feuerchen wärmt und glüht.

Der Glühwein heißt hier gewürzter Wein,

wird serviert im Trinkhorn fein.

Dazu ein Handbrot gefüllt,

das auch den größten Hunger stillt.

 

Die Waffenschmiede hat Hochkonjunktur.

Der Knabe liebt das Schwert, kennt er doch nur

aus Erzählungen die Kriege

und träumt von Siege.

Die Mädchen schmücken sich mit Tand:

Pelz, Bändereien und an der Hand

ein Ringlein,

klein und fein.

Am Schmuckstand hält Einzug die Gegenwart,

in Form eines Kartenlesegerätes, welches erspart

das Münzenzählen –

Bargeld oder Karte, ihr könnt wählen.

Im handbetriebenen Riesenrad

sitzen kleine Kinder brav und apart,

fahren jauchzend viele Runden

und sind dann Richtung Bühne verschwunden.

Cloundame und Weihnachtself

treffen jeden Kindernerv

und entlocken Kindern lautes Lachen,

mit ihren verrückten Sachen…

 

Der Platz dies Jahr leer,

keine Buden mehr.

Das Lachen verklungen,

Feuerzauber im Internet verschwunden.

Nur ein einzelner Baum weit und breit,

ein Symbol der Einsamkeit?

Noch ist kein weiterer Baum zu sehen

und ich kann um ihn herum gehen,

und träume,

von Mittelaltermarkt im Glanze tausender Weihnachtsbäume.