Stille

In der Dunkelheit,

machte sich inmitten der Straße ein Hase breit.

Er saß vor meinem Fenster dort ewig

und lächelte seelig.

Mitternacht und Ausgangssperre:

Kein Autogebrumm, kein Hundegebell, kein Menschengeplärre.

 

Ich wünsche Ihnen allen Frohe Ostertage.

Lautlos

Ich nehme ab die Sonnenbrille.

Über Nacht, in aller Stille

ist eine Farbenpracht

lautlos um mich herum erwacht.

Ich finde dies einmalig.

So völlig undramatisch

pfeift die Natur auf Osterruhe

und holt heraus die Frühjahrsschuhe.

Pure Zauberrei,

ein Blütenmeer… 1-2-3…

 

Weiß und Rosa

In der Moststraße, in einem Hinterhof versteckt,

habe ich vor ein paar Jahren einen riesigen Magnolienbaum entdeckt.

Letztes Jahr sind so viele Magnolienblüten erfroren,

denn ein eisiger Wind pfiff uns um die Ohren.

Doch das Wissen, dass dieser Magnolienbaum immer geschützt erblüht,

erwärmt mein Herz und erheitert mein Gemüt.

Seine Blüten treiben bis in den dritten Stock,

um ihn herum ein schützender Häuserblock.

Weiß und Rosa,

Magnolienblüten erblühen wie Prosa

auf einem leeren Blatt –

Der Frühling findet statt.

Es war schön mit dir

Ich vermisse das Wort „Winterschlussverkauf“,

Sie auch?

Schon bei dem Wort war ich versucht,

mich zu hüllen in ein zartes Tuch.

Spürte die Zehenfreiheit in den Sandalen,

Bevor diese Sprachvandalen

dieses Nichts sagende, banale

Wort „Sale“

in unsere Sprache pressten.

 

Seitdem schreit es andauernd von Schaufensterscheiben

und mir ist es, als würde der Winter länger bleiben,

als ihm zusteht,

dass er immer später geht.

 

„Winterschlussverkauf“,

vermissen Sie es auch?

Leicht floß es fränkisch über die Lippen,

während der Unterhaltung beim Frühstücken.

Das Wort sang in unserem Ohren:

„Der Winter ist zu Ende, er hat verloren.“

Was du jetzt kaufst, hängt im Schrank für eine lange Zeit

schon für den nächsten Winter bereit.“

 

Zwar sind die Seen nicht mehr zugefroren,

Doch ein eisiger Wind pfeift um die Ohren.

Bald beginnt die Sommerzeit,

meine Sandalen stehen bereit.

Bis dahin schöne Träume,

blühende Magnolienbäume,

Sonne satt

und überall grünes Blatt…

 

Ich will nach vorne treten!

Von den Brettern, die die Welt bedeuten.

Vor einem Jahr hörten wir schon das „Totenglöckchen“ für die Bühnen läuten.

Am zweiten Sonntag im März 2020 war der letzte PoetrySlam in der Kofferfabrik.

Ich stand damals auf der Bühne und machte mit.

Ich habe zur Erinnerung einen Text von 2017, über „das Reden“ ausgesucht.

Die Kofferfabrik war bis auf den letzten Platz besucht.

 

ICH WILL NACH VORNE TRETEN!

Man sagt, ich wäre exzentrisch

und dazu noch egozentrisch.

Doch was tu ich nun, kreise ich außerhalb der Mitte

oder kreise ich um mich alleine?

Ich marschiere nicht mehr im Gleichschritt

mit den anderen mit.

Als ich dies noch tat, fühlte ich mich unwohl,

im Inneren völlig hohl.

Damals war ich zu schwach.

Mein stilles ICH versteckte sich, doch nun bin ich wach!

Vom Schlaganfall aufgerüttelt,

von vielen Therapeuten wach geschüttelt.

Vom eurem Applaus ernährt und gehegt,

wieder belebt,

will ich nach vorne treten!

 

Um zu euch zu reden,

mit euch lachen,

Mal was Verrücktes machen,

euch umarmen, mein Publikum lieben.

Stehe ich hier oben, wachse ich zu ungeahnter Größe

und ich gebe mir keine Blöße,

wenn ich sage, ich liebe jetzt solche Situationen

und ich würde gerne noch etwas wohnen

dürfen, in der Kofferfabrik bei euch.

Weil hier Worte mir von den Lippen fließen,

Gedanken in meinen Gehirnhälften sprießen,

die sich manifestieren in Tinte auf das Papier.

 

Holt noch Wein und Bier,

dann schließt die Tür.

Es ist PoetrySlam-Zeit

und ich bin bereit

wieder ins Rampenlicht zu treten,

zu euch zu reden.

Über was?

Freude, Leid und Spaß,

die Zeit zu Zweit,

über Glückseligkeit.

Dem Ärger mit den Nachbarinnen

oder über die Angst vor Spinnen.

Über die Liebe im Leben,

über Nehmen und Geben,

über Danke und Bitte,

über Yoga und wo finde ich meine Mitte.

Ich rede über das Tagträumen,

im Schatten liegend unter Bäumen.

Über die Kofferfabrik und ihr gutes Essen,

ein Dankeschön an euch, sollte ich nicht vergessen.

Über die Nacht und die Sterne.

Über Reisen in die Ferne.

Vielleicht rede ich über den Modetrend

oder über Geschichten, welche ihr noch nicht kennt.

Und darüber, ob es sich lohnt,

dass man solange wie möglich noch bei den Eltern wohnt.

Über Freunde und Familienbande,

ob es Kindern gut geht in diesem Lande.

Ob Arm oder Reich,

wir sind alle gleich

nackt am Anfang und am Ende.

Doch dazwischen füllen manche von uns Buchbände

mit geistreichen, phantasievollen und klugen Worten.

Andere machen sich Sorgen

über den Müll, Besitz und Geld,

wie sie verteilt sind in dieser Welt.

Über Lobbyisten und Politik

reden auch so viele mit.

Über die Gleichstellung der Frau,

gleichgestellt dem Manne – will ich das so genau?

Wir können doch so viel mehr mehr als er

und warum sollte ich zur Bundeswehr?

 

Ich sprach schon über des Hundes Hinterlassenschaft.

Über dies und noch vieles mehr zu philosophieren gibt mir Kraft

zum Leben.

All mein Streben

hier in diesem Raum

zu reden, war vor zwei Jahren noch ein Traum.

Nun ist er Realität

und es war nie zu spät

den Neuanfang zu wagen,

Aufzustehen und nicht mehr zu klagen.

 

Doch dann und wann

mach ich mir schon Gedanken darüber, wie lange ich noch hierher kommen kann.

Ich möchte noch über tausenderlei Dinge schreiben,

doch so viel Zeit wird mir nicht bleiben.

Ich möchte allen Danke sagen, hier im Saal

und über euch rede ich vielleicht ein andermal.

 

Nun sind die Türen verschlossen.

Wollen wir hoffen,

dass unsere vielseitige Kultur es überlebt.

Alles strebt

voran und will nach vorne treten.

Ich und die Kunst, eine Liebe für’s Leben.