Gedanken schwirren durch meine Synapsen.
Sie erzählen von monatelangem Fasten,
andere schreien schon vor Hunger:
„Kulturstätten geschlossen!!!“ Mein Kummer.
Nun ist wieder alles heruntergefahren,
um unsere Gesundheit zu bewahren.
Wir werden behandelt wie Maschinen,
dies soll unserer Gesundheit dienen?
Es klingt mir fast wie Hohn –
wenn du jetzt brav, im Frühjahr Kultur, dein Lohn.
Wozu jetzt Kultur, du sollst shoppen geh’n.
Niemanden besuchen und ihm in die Augen seh’n.
Kaufe artig und fein
Weihnachtsgeschenke ein.
Und es wird dir angeraten,
kaufe den „eine Portion Weihnachtsgänsebraten“,
denn Weihnachten sitzt du in deinem Einzimmerloch…
Ich schreie: „Ja geht’s denn noch…!“
Geht es denn nicht noch etwas schriller,
vielleicht ein tanzender Clown als Pausenknüller?
Wir Kulturschaffende, wir sind kein Ding
mit irgendwelchen Schaltkreisen darin.
Wir sind Menschen, welche hart arbeiten,
um eure Freizeit sinnvoll zu gestalten.
Wir sind keine Roboter, die euch dienen,
wie Playstation, Fernseher und andere Freizeitmaschinen.
Wir sind Menschen, aus Fleisch und Blut –
brutales Abschalten tut uns nicht gut.
Denn wer nicht tanzt, geht stumm zu Grunde.
Wer nicht schreibt, geht weinend vor die Hunde.
Ohne Musik und Gesang keine fröhlichen Zeiten –
soll dies nun so bleiben???
Im Frühjahr dann die Kulturexplosion…
Doch womit? Denn tot ist sie ja schon.
Will man versuchen, ob der klägliche Rest
sich dann wiederbeleben lässt?
Was soll bis dahin mit all den Menschen geschehen,
die vor oder hinter dem Vorhang stehen?
Und die Menschen, welche arbeiten in Restaurants, Kinos, Bars und Diskotheken –
sollen sie um Sozialhilfe betteln gehen?
Die Kultur am Tropf der Politik,
im Winter erstickt, ihr Tod abgenickt
und im Frühjahr wieder hochgefahren oder aufgepumpt…
Zu spät, alles verstummt.
Es gibt ka Kärwaliedla mehr.
Ein Instrument zu erlernen, per Internet zu schwer.
Sänger*in und Schauspieler*in haben Melodie und Text vergessen.
Keine Köchin oder Koch zaubern euch mehr ein Abendessen.
Tänzer hüpfen im Werbeblock.
Andere tragen deine Pakete in den vierten Stock.
Den Schriftstellern es nun ergeht,
wie in „Spitzwegs armen Poet“.
Die Liste ist unendlich lang.
Es wird uns allen Angst und Bang –
und niemand hat dann mehr Zeit,
euch zu trösten in eurem Leid.
Niemand wird mehr unsere Seelen erheitern.
Wir werden daran scheitern,
wenn wir glauben, dass Kultur verzichtbar sei –
denn Kultur macht frei.