Das weiße Blatt Papier

Manchmal sitze ich hier

vor einem weißen Blatt Papier,

stumm und fast gedankenlos,

um bloß

auf etwas in mir zu warten.

Ich weiß nicht, wie soll ich heute starten?

Es fällt mir gar nichts ein,

außer diesen Gedanken der Leere allein.

Was soll ich heute schreiben?

Mit was euch die Zeit vertreiben?

Welches Thema angemessen?

Hab‘ ich irgendwas vergessen?

Habe ich die richtige Begleitmusik gewählt?

Über was habe ich noch nicht erzählt?

 

Überschüttet mit einem Fragekatalog gleitet

mein Stift über das Papier und bereitet

mir innere Freude –

ich dachte schon, ich bekomme heute

nichts zu Papier

und säße umsonst hier.

 

Meine neue Brille rutscht

und ständig verhuscht

das Blickfeld.

Was um aller Welt

hat der Optiker bis jetzt gemacht?

Hat er im stillen Kämmerlein über die Alte gelacht,

die ständig an der Brille hat was auszusetzen?

„Schachmatt,“ ruft die Brille und meine Finger hetzen

hin und schieben sie zurück,

die Nase hoch – nur ein kleines Stück.

So was kann nerven und die Freude vertreiben.

Was zuerst tun, hochschieben oder schreiben?

Brille rauf, Brille runter –

langsam geht die Sonne unter.

Sie kann am mein Elend nicht mehr seh’n,

möchte lieber schlafen geh’n.

Soll doch der Mond teilen mein Leid,

dann wären wir wenigstens wieder zu zweit.

Doch ich sage heut‘: „Gute Nacht,

der Mond übernimmt die Wacht.“

Denn zu meiner Freude habe ich hier

zweieinhalb Seiten geschriebenes Papier.

Nun schnell ins Tablet getippt,

am Weinglas genippt

und mich schlafen legen –

unter mir heute Stille, welch‘ ein Segen.

Schneeparty

Meine Pinguine sind verschwunden.

Haben sich zum Schneebaden zusammen gefunden.

Sie riefen: „Es schneit, es schneit!!!“

Und waren rasch zum Ausgehen bereit.

Watschelten im Gänsemarsch aus dem Haus,

hinunter zum Spielplatz und tobten sich aus.

Bauten sich aus der Schneepampe

zum Rutschen eine Rampe.

Die Luft füllte sich mit Pinguingelächter.

Auch sind sie keine Kostverächter

und mampften Fischstäbchen mit Panade,

schlürften gekühlte Zitronenlimonade.

Heut‘ Abend im Dunkeln,

kamen sie heim und wollten schunkeln.

Kochten sich heißen Tee und Pfannengemüse

und jammern noch immer über kalte Füße.

 

Papierphilosophie

Ich habe heute Staubmäuse herum geschubst,

ein wenig an ihrem Schwänzchen gezupft

und mit einem Lappen ihre Näschen geputzt.

 

Papier sortiert,

Papier aufgeräumt,

es ein wenig zu streicheln nicht versäumt.

 

Papier,

mein Lebenselixier.

Papier hat eine Seele, welche mich umschmeichelt.

Papier ist Schönheit, die meine Seele streichelt.

Papier bedeutet für mich Musenstunden.

Papierene Bücher haben menschliche Seelen gebunden.

 

Papier hat Millionen von Mustern und Farben.

Ohne Briefe von mir würden meine Freunde darben.

Mit Blumenmuster mein Briefpapier

und Karten habe ich an die 50 Stück noch hier-

mit freundlichen Worten bestückt,

man sie gerne ans Herze drückt.

 

Ohne bemaltes Zeichenpapier wären Bilderrahmen leer.

Für Wände nehmen wir meist‘ Papiertapeten her.

Das Lesen eines Zeitung aus Papier

bringt das Weltgeschehen zu mir.

Ein großer Papierstern strahlt in den Tag hinaus,

von meinem großen Fenster aus.

Papierenes Geld wandert um die Welt,

doch manchmal ist das Papier mehr wert, als das Geld.

Und wird eines Tages mein Leichnam verbrannt,

trägt er ein papierenes Gewand.

 

Papier ist geduldig,

vertraut und bleibt mir nichts schuldig.

Ein leeres Blatt Papier meine Freundin in der Nacht.

Auf Papier gibt meine Seele acht.

 

Ich bin ein Papierverwalter.

Allerlei Papier mein Freizeitgestalter.

Papier mein Retter in der Not.

Papier zu beschreiben mein täglich‘ Brot.

Briefverehrerin –

Postkastenleererin –

Digitalhasserin –

Papierbogenprasserin!

 

10 Pfennige kostete, in meiner Kindheit, der papierene Bastelbogen.

Ich bastelte gerne und durfte ihn mir holen

aus dem Papierhaus Schöll nebenan, drei Häuser weiter.

Dort bedient noch heute, freundlich und heiter

der Lausbub‘, der damals auf der Treppe stand.

Er reicht mir noch heute Papier in die Hand.

 

Auf Wiedersehen, bis bald.

Ich geh zurück in meinen Buchstabenwald.

Auf Wiedersehen, wenn frisch sortiert das Chaos hier –

alles nun wieder voller Papier!

 

Ein Paradies für Damen

Da zuckt mein altes Schneiderherz.

Im Geiste führen meine Finger die Nadel.

Ach, könnt‘ ich doch noch so nähen, wie einst im März –

ich bekäm‘ heute keinerlei Tadel.

Auf der Freiheit,

hat der Holländer Stoffmarkt

für einen Tag eine Heimat gefunden.

Schon seit Stunden

bummle ich zwischen den Ständen mit Stoffen dahin.

und krame auch in den Holzkisten ein wenig darin.

Gefühle

und streichle

Grobes und Feines.

Sehe mich kaum satt an der Stoffe Farbenpracht.

Und in der Nacht

wird im Traum die Nähmaschine rattern.

Mein Bett wird zittern, die Bettdecke flattern.

Im Schlaf nähe ich mir die schönsten Kleiderroben,

mein Schneiderherz wird sich träumend austoben.

 

 

Im Meeresrauschen, Picasso lauschen

Ich habe Picassos Bild „Zwei Frauen am Strand“ gesehen,

da war es um mich geschehen.

Bis in die kleinste Gehirnwindung spürte ich den Ruck,

mein Herz hat vor Freude in Stakkato gezuckt.

Pablo mein Freund, wie wäre es mit ein wenig Konservation?

Mein Stift gespitzt, auf deinen Impuls lausche ich schon.

Eine zarte Perlenschnur im gewelltem Haar.

Das Handgelenk ziert ein Armreif sogar.

Um ihren Hals schmiegt sich eine Perlenkette,

es ist ihr Lieblingsschmuck und entdecke

ich in ihrem Haar, versteckt noch eine Schleife?

Ihre weich gerundeten Brüste im Übergang von Jugend zur Reife.

Ihr Blick betrachtet die Liegende am Strand,

sie selbst sitzt daneben im Drehsitz am Sand.

Ihr Profil zeigt edle Miene.

Ein kühner Schwung verleiht ihrer Polinie

ewige Jugend.

Obwohl beide Damen nackt, verströmt das Bild Tugend.

Ich kann am linken Fuß nur sehen

vier Zehen.

Das linke Bein um das Rechte geschlungen.

Die Form des Fußes ist die vollkommen gelungen.

Doch einmal hast du abgesetzt –

für einen Atemzug?

Pablo, du bist klug,

mit wenigen Strichen hast du verewigt: Jugend,

Reife und Tugend.

Ein Finger ihrer Hand zuckt,

fast wäre das Bild verruckt.

Ich höre ihren Armreif klimpern.

Sie zwinkert mir zu mit ihrem Wimpern.

Der rechte Arm ruht entspannt auf dem Knie,

Lebhaftigkeit vermittelt sie.

Nach dem Horizont greift die liegende Frau,

doch dann überlegt es sie sich noch einmal genau

und lehnt ihren Arm entspannt

über ihren Kopf zurück in den Sand.

So sieht der Betrachter nicht verkehrt,

Picasso auf sie mit drei Armen beehrt.

Ein Tuch verhüllt ihre Weiblichkeit,

als wäre sie zur Nacktheit noch nicht bereit.

Sanftmütig ihre Gesichtszüge, die Augen geschlossen.

Darf ich noch auf einen kleinen Impuls hoffen?

Ein schlanker Fuß ihr eigen.

Zu Ende mein Gedankenreigen.

Gerne würde ich mit ihr tauschen

und dem Meeresrauschen lauschen.