Adventskalender 2020

Wir sind 2 aus 5, wir dürfen uns treffen,

alle sind wir Onkels und Neffen.

Omas und 4 Tanten

gehen zu den andern 11 Verwandten.

Opa bleibt allein zu Hause

und feiert eine One-man-Silvestersause,

mit dem Hausstand Nr.7,

der bis jetzt allein geblieben.

Und der Hausstand Nr.8

gibt auf die Versammlung acht.

… und überall ist Onkel Karl die Überzahl.

 

Alle Kinder unter 10

dürfen am hl. Abend nicht fernsehen.

Kinder unter 3 Jahren

sind im Wäscheschrank aufzubewahren.

18 Kinder werden flügge,

wohnen an Weihnacht unter einer Brücke,

da diese im Freien sich befindet,

man leichter zu einander findet.

23 Ungeborene sind im Streik

und warten bis Mitte Januar im Mutterleib.

Alle Kinder über 20

fahren mit dem Zug nach Danzig.

… und überall spielt Onkel Karl Ball.

 

Die hl. Könige wurden erfolgreich geklont,

nun sind sie 6 und werden vom Nikolaus belohnt.

17 Ordensschwestern tanzen als Formation,

auf dem Platz vor dem Petersdom.

14 große weiße Kaninchen

kuscheln mit Sabinchen,

irgendwo

im Nirgendwo.

Neffen Markus und seine Glaubensbrüder

sind angeheitert und singen Lieder,

doch nur bis 21 Uhr – danach kommt vorbei

mit Blaulicht maskiert die Polizei.

… und überall ist er parat

Onkel Karl, das Überhangmandat.

 

16 Singels sitzen auf einer Bank,

warten beim Speed-Dating aus einen Hausstand.

Tante Melanie Nichten

schmücken an Weihnachten 13 Fichten.

9 Kegelbrüder müssen selbst sehen

wie sie am Silvester alleine aufrecht  stehen.

15 Paare haben von allem genug

und wollen keinerlei Besuch.

Die verzweifelte Nationalelf

sind mit Onkel Karl nun 12

und schießen Onkel Karl endlich auf den Mond,

weil dieser noch immer unbewohnt.

 

22 Elternpaare sind in Not,

sie suchen ein Übernachtungsangebot.

19 Engel singen brav

ein Neugeborenes in den Schlaf.

Denn Nr. 24 ist ein Einzelkind.

Es bleibt im Stall bei Ochs und Rind.

 

 

Wetterbericht

Den ganzen Tag gab’s Wünschesegen,

in Form von etwas Nieselregen.

Von Petrus war’s ein nasser Gruß,

der am Portal nur etwas niesen muss‘,

und dies auch ausführlich kann –

er ist ja unser Wettermann.

Schaut nicht so gramgrieslich

schließlich

hat Petrus täglich einen neuen Versuch

und vielleicht dann auch ein Taschentuch.

 

Nachtgedanken

Des Tages Last abstreifen.

Noch ein wenig mit dem Bleistift über’s Papier schweifen.

Dem leisen Schaben lauschen

und sich vom Rauschen

des Tinnitus, zu flüstern lassen die Worte.

Ohne Ärger heute, nur Worte von der guten Sorte.

Sie formen sich ohne Absicht zu Sätzen,

sie vernetzen

sich zu …, zu was?

Gedankenstop – für mich ein Anlass,

mal zu lächeln.

Soll ich mir Gedanken zu fächeln?

Mit der linken Hand zart wedeln?

Um Worte bitten, um die Sätze zu veredeln?

Eine Geschichte über das Schreiben schreiben?

Mir noch etwas Wein einverleiben

oder etwas Absinth?

Wird man davon nicht blind?

Einfach nur zur Ruhe kommen,

nein, ich bin nicht benommen.

 

Im Hausflur leises Klicken,

als würde jemand den Lichtschalter drücken.

Doch keine Schritte sind zu hören.

Vielleicht will man nicht stören

und schleicht durch den Flur.

Stille nur,

nicht das kleinste Geräusch…

Beim Zeus!

Ist hier außer mir, überhaupt jemand im Haus?

Nein, ich mach die Tür nicht auf.

Es ist eine Illusion,

meine Nerven gaukeln mir nun schon

alles Mögliche vor.

Ich bin ganz Ohr,

höre meinem Tinnitus zu,

er beruhigt mich im Nu.

Das Weinglas leer,

mein Kopf ruht schwer in meiner Hand.

Allerhand –

schon nach zehn.

Ich sollte schlafen geh’n.

 

Die Stille zerrissen von des Nachbars Husten!

Danke, so kann man auch meine Angst auspusten.

 

Kreuzgang

Und es sprach der Landespapa:

“ Ich geh‘ regieren und du bleibst da.

Sei brav, ordentlich und fromm,

bis ich eines Tages wiederkomm‘.

Bis dahin schau fernsehen, Wiederholungen pur.

anstatt der berauschender Explosion der Kultur.

Zündle auch nicht mit Silvesterraketen

und kein Alkohol, das ist für Kindchen viel zu verwegen.

Bleibe brav in deinen Zimmer,

sonst darfst du nie und nimmer-

mehr es verlassen

und auch keinerlei Besuch erhaschen.

Du bist ja noch so klein,

ungern lass ich dich allein.

Doch ich kann mich noch nicht klonen,

um für immer bei dir zu wohnen.

Deine Pubertät ist abgesagt,

trotziges Feiern auf Jahre vertagt.

Nicht so laut heulen und schniefen,

sonst müssen wir dich noch vertiefen.

Denn sollte etwas aus deiner Nase fließen,

darfst du nur noch ins Kopfkissen niesen.

Lege dann dein Gesicht darauf,

dann freut sich das Virus auch

und damit es nicht kann verschwinden,

solltest du die Maske ums Taschentuch binden.

Hast du dann alles überlebt,

dem letzten Gang zum Friedhof nichts in Wege steht.

Doch vorher noch dein Kreuzchen machen…

Warum lachst du? Hier gibt’s nichts mehr zum Lachen!“