Einfach einmal durchatmen

Umringt von vielen Regelbergen

saß Schneewittchen mit ihren Zwergen

auf einen Gipfel.

Der Wind sang in dem Baumwipfel

sein stürmisches Lied.

Und so entschied

irgend ein Zwergenlümmel

dieses unverständliche Regelgetümmel.

Ist dies nun ein klares Regelwerk

oder ein neuer steiniger Regelberg?

Am Horizont türmt er sich auf.

Dunkle Wolken ballen sich um ihn zuhauf.

Es blitzt und donnert im Regelgebirge.

Ladenbesitzer und Gastwirte

halten ihre Ohren zu –

bitte lasst uns mit Unsinnigem in Ruhe.

Die Kunstschaffenden, Kummer gewohnt,

fragen sich, ob es sich lohnt

überhaupt noch zu trainieren

oder etwas einzustudieren.

Diese Lockerungsbeschlüsse

sind scharfe Schüsse

vor dem Bug.

„Stop, es ist genug!“

Unter 100 darf der Osterhase

mit virenfreier Nase

zum Terminsnoppen gehen.

Unter 50 darf er andere Hasen sehen,

im Biergarten mit negativen Schnelltest,

in die Wohnung man sie ohne lässt.

Und liegen die Zahlen unter der 50 nicht auch unter 100 –

das ist es, was mich so sehr verwundert.

„Click & Meet“ ist wie „Click & Collekt“,

sind wir ehrlich, das heißt „Handel verreck“

oder verhungere am langem Arm.

Ich rufe: „Gott erbarm‘,

lass Hirn vom Himmel regnen!“

So etwas abzusegnen,

zeigt nur wie lebensfern Politik geworden ist.

Maskenpflicht, Kontaktverfolgung, Schnelltestwahn,

Registrierung – alles nehmen wir an

und sind Getriebene in eigenem Land geworden.

Von Regeln verfolgt trauen wir uns an vielen Orten

schon gar nicht mehr hin.

Wann ist Unbeschwertheit wieder in unserem Leben drin?

Denn dieses „Leben“ ist abnormal.

Die Maskenpflicht eine Qual,

ein atemhemmender Maulkorb für uns alle.

Wir sitzen in der Falle.

Umringt von einem Regelgebirge,

vom Hagelschlag der Verordnungen zerschlagen.

Wir sollten wieder mehr „Atmen“ wagen.

Einatmen,

Ausatmen,

tief und entspannt durchschnaufen!

Damit wir nicht ersticken und ersaufen

an dieser Regelflut.

Und ich fände es auch gut,

wenn ATMEN als Grundbedürfnis anerkannt.

ATMEN erlaubt und nicht verbannt.

Atmen ist Vertrauen, es sollte sein unbeschwert,

doch dieses Vertrauen nun schwer gestört.

Ich bin am Ende meines Gedichts

und denk mir bei dieser Geschicht‘:

„Zu so einer Öffnungsmatrix

sag ich am besten gar nix!“

 

Frau, du siehst gut aus!

Heute ging ich zum Friseur.

Dort erkannte ich, wer drei Monate unter dieser grauen Haarpracht wohnte

und dass ein Lächeln sich lohne

jeden Morgen vor dem Spiegel.

Ab sofort verteile ich, aus dem Cremetiegel,

die Creme wieder im Gesicht

und nicht

in den Haarspitzen,

in diesen soll sie nämlich nicht sitzen.

Auch wenn die Werbung viel verspricht,

in den Haarspitzen sitzen meine Falten nicht.

Die Kofferfabrik

Zwischen bunten Graffiti sitzen,

Sonnenstrahlen über die Dächer blitzen.

Die Ziegelsteine leuchtend rot,

aufblitzen in der Sonnenglut.

Er hat Zeit, der Koch am Grill,

weil noch niemand etwas zu essen will.

Schwarz gekleidet, orange betucht

wartet er auf die Menschenflut.

Die, bald hungrig sitzend im Garten,

auf seine Grillkünste warten.

Sanft plätschern die Stimmen,

rotbraun die Bänke schimmern.

Neben dem Grill steht das Fass.

Andreas zapft das kühle Nass,

bestellt von Kellnerinnenchor.

Ich bin ganz Ohr,

denn die „Countryroad“ wird gerade besungen.

Selten hat sie schöner geklungen,

als hier im Hof der Kofferfabrik,

die „All your need is Love“ – Botschaft im Blick.

Über mir der wilde Wein

wächst prächtig hoch am Ziegelstein.

Der Wind trägt Grillduft zu mir her.

Der Duft von Pommes legt sich schwer

darüber. Ich lausche den Liedern,

dem leisen Schaben meines Bleistiftes auf dem Papier.

Eine Menschenkarawane ist auf der Suche nach einem Sitzplatz.

In dieser hektischen Stadt ist dieser Ort ist ein versteckter Schatz.

Schwalben lärmen, die erste Fledermaus schwebt durch den Hof,

lautlos.

Die Atmosphäre ist hier einzigartig schön,

kommt lasst uns in die Kofferfabrik geh’n.

In die Galerie zum PoetrySlam und ins Theater,

wir streicheln auch einen der zahlreichen Kater.

Im Musicclub die Töne schwirren,

an der Theke Gläser klirren

und nirgendwo

ist die Schlange am Damenklo,

so informativ wie hier.

„Prost, darauf noch ein Bier“

 

Und nun soll dies alles plattgemacht werden?

Dieser Sehnsuchtsort auf Erden…

 

Genüsse sind leicht zu beschaffen

Verpackt in bunte Taschen oder Tüten

erzählen sie Mythen

von Amazonen,

welche wohnen

am Amazonas.

Geschichten von dies und das:

Gedichte von Liebe.

Briefe der Herzensdiebe,

Erotik für die Lust,

Sachbücher für den Wissensdurst.

Für Hobbykommisare jeder Art,

hält er unendlich viele Krimis parat

und mit dem Kinderbuch

ist es Aufzählung genug.

Ich kann einfach so hin laufen

und was ich möchte, meist‘ sofort kaufen.

Echtes Geld wandert von Hand zu Hand

und nimmt die Gestalt eines Buchband’s

an. Mein Buchhändler, mein Vertrauter,

schaut er

doch in mein Herz,

liest dort mein meine Wünsche, lindert meinen Schmerz,

meine Sehnsucht nach Buchstabensalat.

Für das Dessert hält er Lyrik parat

oder Prosa,

manchmal auf rosa Papier –

jedoch noch nichts von mir.

Vorfreude

Ich rieche schon die gute Luft,

hör‘ der Insekten summen.

Die Wiesen verbreiten ihren eigenen Duft.

Am Fluß entlang zu bummeln.

 

Frei von des Alltags Hast,

hinaus und Mal was Grünes sehn.

Frei von des Winters Last,

ohne Mantel spazieren gehn.

 

Warme Frühlingsluft

mit Musik der Insekten, sie summen.

Die Stadt verbreitet ihren eigenen Duft.

Im Park entlang zu bummeln.

 

In meinen Träumen höre ich schon,

das Rutschen der Stühle.

Sehe einen geöffneten Eispavillon,

schmecke die süße Kühle.

 

Noch hülle ich mich in meinen Mantel,

ziehe die Mütze über meine Ohren,

schnüre an meinen Stiefeln die Bandel –

Winter, bald hast du verloren.