Lila, weiß und violett…

Inmitten der vielfältigen Vorstadtluft

verströmt der Flieder seinen ersten zaghaften Duft.

Ich lief geschwind von Baum zu Baum,

um seine Blütenstände anzuschauen.

Versenken in jeder, sich öffnenden Blütendolde, meine Nase.

Nicht nur zum Spaße,

sondern um den Duft aufzusaugen…

Ich kann es kaum glauben,

bis vor ein paar Tagen war kaum etwas riechen,

plötzlich begann über Nacht der Flieder kräftig zu sprießen.

Lila, weiß und violett!

Flieder abreißen ist nicht nett.

Er welkt im Zimmer schnell dahin,

dann ist nur Abfall in der Vase drin.

Ab und zu bekomme ich einen Zweig geschenkt,

das kommt öfter vor, als man denkt.

Der Himmel kennt meine Vorlieben ganz genau

und ein paar Häuser weiter wohnt eine sehr freundliche Frau.

 

Flieder riecht betörend.

Ja, fast schon gedankenzerstörend,

weil nur noch Flieder meine Synapsen umwindet –

alles andere ins Nichts verschwindet.

 

 

 

Augenblick

Mein Einfluss reicht nur einen Augenblick weit.

Beständig liegt hinter mir die Vergangenheit.

Der Zukunft sehe ich fest in die Augen

und werden Sie mir glauben,

dass ich am Ende dieser Zeilen

nicht mehr die Gleiche

wie am Anfang dieses Textes bin…,

eine Minute floß dahin.

Eine Minute, die mir sehr bewusst,

ich habe beim Schreiben meine Stoppuhr benutzt.

 

Gemeinsam…

Der Specht klopfte an des Baumes Rinde.

Die Made rief: „Du Specht verschwinde!“

Der Specht schluchzte: „Ich habe keinen Hunger.

Ach tröste mich, ich habe Liebeskummer.“

Die Made mit mutigem Herz,

umarmt den Specht in seinem Schmerz

und drückte ihn an ihre kleine Brust,

die unbewusst

vor Angst leicht bebt.

So etwas hatte sie noch nicht erlebt.

Der Specht, nun ganz Kavalier,

bot zum Dank den Flügel ihr

und nahm sie mit in den Wald.

Dort lebten sie bald

in Freundschaft verbunden,

sie hatten einen passenden Baum gefunden.

Über’s Jahr, schlüpfte die Made in ihr Schmetterlingskleid.

Nun flogen sie um die Welt, Seit‘ an Seit‘.

 

Osterspaßgedichte

Ups…!

So kann es gehen.

Habe Ostern nicht kommen sehen –

und wurde am Montag von Kalender überrascht,

nach einer gut ausgeschlafenen Nacht.

Ostern diese Woche, oh mein Gott!!!

Nun aber flott

mit den Osterkarten,

den Turbo einschalten und durchstarten.

Da und dort ein Ostergedicht verteilen,

zum Postkasten eilen…

und dann alles gut.

Ostern kann komm, nur ruhig Blut.

 

Mitten in der Nacht saß ein Hase

vor meinem Fenster, auf der Straße.

Ganz allein

erstrahlte er im Mondenschein.

Kein Hund bellte, kein Motor brummte,

nichts störte ihn in der nächtlichen Stunde.

Im morgendlichen Sonnenglanz

verschwand er ganz

und gar…

das ist wahr.

 

An der Bushaltestell‘

hoppelte der Osterhase schnell

vorbei

und verlor ein Ei.

Es ist zerbrochen,

hat leicht gerochen,

trocknete in der Sonne

und war nun reif für die Tonne.

Am nächsten Tage,

verlor er eines aus Schokolade.

 

Es ist verboten,

Hasen zu loben.

Die Faulen bemalen

nur die Eierschalen,

die Fleißigen auch noch den Dotter.

Streuen ins Nest bunten Kiesschotter,

garnieren die Eier mit grünen Gras –

Ihnen allen: „Frohe Ostern! Danke, das war’s.“

Das weiße Blatt Papier

Manchmal sitze ich hier

vor einem weißen Blatt Papier,

stumm und fast gedankenlos,

um bloß

auf etwas in mir zu warten.

Ich weiß nicht, wie soll ich heute starten?

Es fällt mir gar nichts ein,

außer diesen Gedanken der Leere allein.

Was soll ich heute schreiben?

Mit was euch die Zeit vertreiben?

Welches Thema angemessen?

Hab‘ ich irgendwas vergessen?

Habe ich die richtige Begleitmusik gewählt?

Über was habe ich noch nicht erzählt?

 

Überschüttet mit einem Fragekatalog gleitet

mein Stift über das Papier und bereitet

mir innere Freude –

ich dachte schon, ich bekomme heute

nichts zu Papier

und säße umsonst hier.

 

Meine neue Brille rutscht

und ständig verhuscht

das Blickfeld.

Was um aller Welt

hat der Optiker bis jetzt gemacht?

Hat er im stillen Kämmerlein über die Alte gelacht,

die ständig an der Brille hat was auszusetzen?

„Schachmatt,“ ruft die Brille und meine Finger hetzen

hin und schieben sie zurück,

die Nase hoch – nur ein kleines Stück.

So was kann nerven und die Freude vertreiben.

Was zuerst tun, hochschieben oder schreiben?

Brille rauf, Brille runter –

langsam geht die Sonne unter.

Sie kann am mein Elend nicht mehr seh’n,

möchte lieber schlafen geh’n.

Soll doch der Mond teilen mein Leid,

dann wären wir wenigstens wieder zu zweit.

Doch ich sage heut‘: „Gute Nacht,

der Mond übernimmt die Wacht.“

Denn zu meiner Freude habe ich hier

zweieinhalb Seiten geschriebenes Papier.

Nun schnell ins Tablet getippt,

am Weinglas genippt

und mich schlafen legen –

unter mir heute Stille, welch‘ ein Segen.