Schreibfaul

Heute war ich faul.

Ließ wie ein alter Gaul

die Zeit an mir vorbei ziehen,

ohne nach der Uhr zu schielen.

Das tat gut.

Es erfordert Mut,

einmal nicht nach Leistung zu streben

und dafür Ruhe zu erleben.

Auch als Rentner,

ist man irgendwo noch Pendler,

ein Rädchen in irgendeinem Getriebe,

dem man manchmal lieber fern bliebe.

 

Zwischen zwei Projekten

steckten

früher nur ein paar Minuten

Im Akkord musste ich mich sputen.

Jahre später im Vorlagensatzbüro der Werksdruckerei,

bekam man manchmal auch eine Stunde frei.

So habe ich heute nichts herbei gewunken.

Ein paar Tröpfchen Prosecco getrunken

und nun tropft alles an mir ab,

wie von einem Lotusblatt.

 

Am Sonntag beginnt die Woche von vorn.

Gott trötet wieder in sein Horn

und die Glocken läuten.

Zeit für neue Aufgaben und neue Freuden.

Winke, winke,

trinke nun Tinte

und esse ein leeres Blatt als Abendbrot.

Ich bin hungrig, Eile tut Not.

Genieße dann brav

ein wenig Schlaf

und finde morgen dafür

ein paar Buchstaben auf dem Klopapier.

 

Im Rosengarten

Ich habe hier eine schöne Sommerzeit genossen.

Gedanken sind in meinen Stift geflossen.

Buchstaben schmiegten sich auf’s Papier –

gern bin ich hier.

 

Mit in den Winter, nehm ich die milde Luft.

Schnuppere jeden Tag nach Rosenduft.

Werde lauschen nach dem Flügelschlag

des Schmetterlings, an jeden Tag.

Der Frühling noch fern…

Im Rosengarten war ich gern.

 

Neidlos

Ein wenig Trotz.

Es läuft der Rotz

aus der Nase.

Die Blase

entleert sich in die Hose,

welche lose

um die kleinen Kinderbeinchen schlottert.

So trottet

Trotzkopf weinend dahin.

In einem Kind steckt viel Wiederstand drin.

Oft erlebt, Eltern noch nie beneidet.

Kindererziehung auch Ehen scheidet.

Parkingday 2022: Die Strichliste

Rote Lichter blinken, Hupen plärren,

dass einem Aug‘ und Ohren brennen.

Das Hälschen knirscht, der Kopf rollt schon

auf dem nassglänzenden Straßenbelag davon.

Der Busfahrer zeigt ein unschuldiges Gesicht:

„Automatische Türe, ich war das nicht.“

Und schon,

rollt der Bus eilig davon.

 

Automatisch öffnet sich der Ausstieg.

Es ist still und freudig geh ich auf die Tür zu,

welche mir im Nu

eine Ohrfeige serviert.

Erschrocken und wie der „Pavlosche Hund“ gedrillt,

drücke ich den Öffnungsknopf: Tür auf, Versuch Nummer zwei,

kein Warnsignal und dabei

umarmt mich schmerzhaft die Tür…

Automatische Schließfunktion, der Busfahrer kann nichts dafür.

Und schon,

fährt der Bus eilig davon.

 

Ich schrie vor Schmerzen an der Haltestelle.

Blicke in die Busfenster, noch auf die Schnelle.

Keiner hat etwas geseh’n,

alle haben in ihr smartes Phon gesehen.

Ich, das Problem nun ausgestiegen.

Wir haben’s eilig, lass mer’s liegen.

Wenn ich nur wüsste, wer dort im Bus am Steuer,

Mensch oder automatisches Ungeheuer?

 

Rote Lichter blinken, Hupen plärren,

dass dem Fahrgast Aug‘ und Ohren aus dem Kopfe quellen.

Das Hälschen knirscht, der Kopf rollt schon

auf dem, von der Sonne beschienenen, Straßenbelag davon.

Der Busfahrer schüttelt sein unschuldiges Gesicht:

„Automatische Türe, ich war das nicht.“

Und schon,

fährt flink der Bus davon.

 

Am Laternenpfahl, etwas verborgen

hat jemand am Morgen

einen Zettel angebracht

und in der Nacht

ziert eine Strichliste das Papier:

„Gestern fünf, heute nur vier.“

 

Hungrige Gäste

Ach, diese verdammten Motten!

Benehmen sich wie Hottentotten

und haben ungeniert

meine Lieblingsjacke ruiniert.

Wollspaghetti ihre Lieblingsspeis‘.

Die Jacke gibt meine Haut nun preis.

Ohje, was mach’s ich nun,

was kann ich dagegen tun?

Seit 20 Jahren wärmt sie mich,

sie ist nicht mehr schön, jedoch heimelig.

Schwarze Löcher starren mich an

und ich seh‘ auf einmal dann,

um jedes Loch, im Geiste einen Sonnenkreis.

Stickgarn habe ich noch, wo ist es denn sogleich?

Ich werde mit Sonnenstrahlen die Jacke besticken,

dann wird sie mich weiter wärmen und beglücken.

Gesagt, getan und aufgeschrieben.

Ich muss Motten ja nicht lieben,

doch die Jacke sah nun so viel schöner aus

und ich führte sie mit Stolz und Freude außer Haus.