Alles gut

„Moin,Moin,“ ruft der Seemann.

„Der Tag fängt gut an!“

Er geht auf Landgang.

Im Pfeifchen qualmt Seetang.

Sein Schiffchen schaukelt an der Mole.

Der Seemann tanzt mit flotter Sohle

den Schiffsjungentanz zum Schifferklavier.

Er findet: „Gut geht’s mir.“

Seehunde springen durch einen Reifen.

Es kreischen

die Möven:

„Schön ist’s gewesen!“

Ein Schiffchen fährt vorbei am Riff…

Nix,

geht heut schief.

Mit einem lachenden Auge verneig‘ ich mich tief.

 

Tränenreich

Frau Reifel ist verschieden

und ihr Laden voll Wolle, einsam zurück geblieben.

Dort, wo wir seit Kindertagen fanden Wolle und Rat.

Diesen Rat sie sogleich umsetzte in die Tat.

So viele Maschen hat sie wiedergefunden.

Sie zeigte uns das Abrunden.

Auch wenn man alles verdrehte an der Stricknadel,

gab es niemals einen Tadel.

Durch sie, wurde das Strickzeug unser Begleiter.

Jetzt sind wir alleine, leider.

So begann eine besondere Kondolenz in unserem Ort.

Frau Reifels Töchter öffnet noch einmal die Pforte

zum einstigen Strickhimmel

und wir verabschiedeten die gute Seele mit der Ladenklingel.

Nahmen noch etwas Wolle mit.

Stricken ihr zu Ehren noch immer ein gutes Stück.

Werden die Maschen

Immer mit Tränen waschen

und den Pulli mit Freude tragen.

„Ganz in meinem Sinne“, täte sie sagen.

 

Ein Nachmittag im April

Letzten Freitag, Punkt 15 Uhr, hatte der Himmel vom Warten genug.

Er öffnet die große schwarze Wolke für den Wolkenbruch.

Zum großen Kirchenportal ging ich weiter unverdrossen –

ich dachte, es wäre offen

und es würde mir Einlass gewähren

in seine kirchlichen Sphären.

Doch das Hauptportal geschlossen, die Türklinken abmontiert.

Ich war nass bis auf die Haut und dann ist es passiert,

dass Regenwasser in meinen Schuhen stand –

sowas bringt mich schnell um den Verstand.

Zum Seiteneingang zeigt ein kleines Schildchen mit einem Pfeil.

Seh ich sowas, denke ich mir meinen Teil

und frage mich: „Was für ein Teufelchen dem Papierbastler diese Idee wohl geflüstert hat?“

Gott hätte bestimmt ein riesengroßes Blatt

Papier genommen,

damit genug Trost- und Schutzsuchende in seine Kirche kommen.

Endlich erreichte ich das Seitenportal.

Die Nässe nun eine Qual.

Irgendwo, da wo es warm ist, muss ich hin

und Minuten später war ich im Café drin.

Dort spendete man mir Trost und Kartoffelsuppe.

Auch Tee und Kuchen waren mir nicht schnuppe

und meine Verabredung wartet noch auf mich

hocherfreut war ich.

Ich trocknete bis zum Abend ganz fleißig,

redete wie ein Zeisig

und ging dann noch ins Flair,

weil hier alles an einem Platze wär‘.

 

Dann trat ich wieder ins Freie hinaus

und der Himmel legte noch etwas Nachschub auf.

Als ich tropfnass ans Rathaus kam,

hielt gerade der richtige Bus an.

Der Busfahrer ein echter Schatz:

„Bitte steigen Sie ein, nehmen Sie Platz

und genießen Sie die Fahrt.“

So freundlich und apart 

wurde ich noch nie in einen Bus gebeten,

diesen Busfahrer hatte ich noch nie gesehen.

Er wünschte mir noch einen schönen Abend und frohe Ostertage.

Das muss wohl ein Engel gewesen sein und nicht die übliche Fahrerplage.

Heute geht’s mir gut und ich sehe ganz passabel aus

und danke Gott für den Engel, der mich fuhr nach Haus.

Es ist April

und der Winter will,

wie jedes Jahr das letzte Wort haben…

Tragen

wir es mit Fassung, dies geht vorüber

und bald schon singen wir Maienlieder.

Bis zum nächsten Mal und schön träumen

vom Tanz unter Kirschbäumen

und grünen Wiesen,

wo Gänseblümchen sprießen.

 

Willkommener Besuch

Seht nach oben.

Sie sind aus dem Süden herbei geflogen.

Die Zeitung hat es schon berichtet:

Störche in der Stadt gesichtet.

Eleganz mit zwei Flügeln.

Seht, wie sie segeln

im Wiesengrund –

jeden Tag, so manche Stund‘.

„Mutabor,“ möchte ich rufen.

Gerne würde ich den Wesir besuchen

und knicksen vor Kalif Storch.

Horch,

wie sie klappern und mit den Flügeln schlagen:

„Frohe Ostern!“ Bitte weitersagen.

 

Frühlingsimpuls

Der April mit Himmelstränen beginnt.

Der Wind geschwind

die alten Blätter von den Bäumen zupft.

So manchen Spaziergängern lupft

er die Mütze vom Kopf.

Ins Schwarze genau trifft der stürmische Regentropf.

Die Magnolienspitzen harrten aus,

nun wagen sich die Blüten heraus.

Blühende Marillenbäume,

schneeweiße Träume,

erhellen die Nacht 

mit ihrer Blütenpracht.

Farbe verdrängt das winterliche Grau.

Der Frühling kommt, ich weiß es genau.

Heute sendete er mir einen Gruß,

der so naß war, dass alles trocknen muss,

was ich an Kleidung trug.

Für heute nasse Frühlingsimpulse genug.