Novemberblues

Mit Hektik oder ohne, langsam oder schnell.

Heute mit einem uralten Text zur Stell‘.

Er stellte mir beim Sortieren ein Bein.

Nun stell‘ ich ihn hier mit rein.

Er ist noch immer aktuell, zeitlos –

ein Novemberblues.

 

Heutzutage soll man lustig sein, das Traurige hat nur wenig Platz.

Ich bin auch gerne allein und rede kaum einen Satz.

Dann ist es mir ein Graus, wenn meine Gedanken sich abschotten

und im hintersten Winkel meines Gehirnes sich zusammenrotten,

um dort den ganzen Tag zu randalieren

und ständig neue Gedanken blockieren.

Sie verhindern, dass Neues sich entfaltet,

das den Tag hätte vielleicht anders gestaltet.

 

Doch wie reiße ich Mauern ein und zerfetze Gedankenblockaden?

Wie kann ich durch tiefe Flüsse waten?

Ein Gebirge von Altlasten überwinden?

Wie kann ich zu mir selbst finden

in diesem Durcheinander?

Brauche ich ein Miteinander

Oder brauche ich nur mich allein?

Und warum muss es immer die Geschwindigkeit der Anderen sein?

Ist meine nicht gut genug?

Vielleicht ist die Geschwindigkeit der Anderen nicht gut

für meine Seele, welche nur langsam reist?

Vielleicht ist mein Herz gar nicht vereist?

Vielleicht schlägt es leise und warm in meiner Brust

und es ist mir nur nicht bewusst

vor lauter Beschäftigt sein…

 

Geschichten entstehen,

welche von Sehnsüchten erzählen.

Bis ein zaghaftes Lächeln entsteht im Gesicht,

meine Augen blinzeln verschmitzt,

erstaunt blicke ich in freundliche Tage

und bin wieder Herr meiner Gemütslage.

 

Schuhregale ohne Ende

Schuhe kaufen ein Problem.

Dies kann man schon an meinen Füßchen sehen.

Damenschuhe Größe 35 nicht auf Lager.

Schuhe kaufen ein Theater!

Solange es noch ein Fachgeschäft gab,

hatten sie dort Schuhe für kleine Füße parat.

Ich nehme gerne die Softversion,

einfach, schlicht, ihr wisst schon:

Weiches Leder, Fußbett und Schnürsenkel,

nur wenig modisches Geplänkel.

Es gibt in Größe 35 kaum ein anderes Modell

und so ging der Schuhkauf immer schnell.

Im Schuh-Outlet dauerte es nun drei Stunden.

Zwei Verkäuferinnen drehen ihre Runden

um Schuhregale ohne Ende

und wrangen traurig ihre Hände.

Nichts da, was die Werbung mir versprach,

welch‘ eine Schmach.

Irgendwann habe ich den einzigen passenden Stiefel gekauft.

Beim Halbschuh mir die Haare gerauft

und einen grellbunten Kinderschuh genommen.

Den Rest des Tages habe ich nichts mehr wahrgenommen.

Lieber Gott, danke für den Tag,

für jede Erfahrung, mag

sie war auch so leidvoll gewesen sein.

Mit meinem Schuh-Elend bin ich nicht allein.

 

Wo gebaut…

Der Sommer ist zu Ende.

Vom Regen nass sind unsre Hände.

Nebel wallen,

Bäume fallen

durch die Kettensäge.

Wo gehobelt, fallen Späne.

Wo gebaut,

hinweg der Baum mit Laub.

Blätter wirbeln durch die Luft.

Aller Protest hat nichts genutzt.

 

Mit den ständigen Nachverdichten,

wir alles Grün vernichten.

So erschaffen wir uns auf die Schnelle,

auf Erden noch unsere eigene Hölle.

Unsere Stadt, die Bauzaunmetropole.

Ohne Bauzaun, stets unwohle.