Im Meeresrauschen, Picasso lauschen

Ich habe Picassos Bild „Zwei Frauen am Strand“ gesehen,

da war es um mich geschehen.

Bis in die kleinste Gehirnwindung spürte ich den Ruck,

mein Herz hat vor Freude in Stakkato gezuckt.

Pablo mein Freund, wie wäre es mit ein wenig Konservation?

Mein Stift gespitzt, auf deinen Impuls lausche ich schon.

Eine zarte Perlenschnur im gewelltem Haar.

Das Handgelenk ziert ein Armreif sogar.

Um ihren Hals schmiegt sich eine Perlenkette,

es ist ihr Lieblingsschmuck und entdecke

ich in ihrem Haar, versteckt noch eine Schleife?

Ihre weich gerundeten Brüste im Übergang von Jugend zur Reife.

Ihr Blick betrachtet die Liegende am Strand,

sie selbst sitzt daneben im Drehsitz am Sand.

Ihr Profil zeigt edle Miene.

Ein kühner Schwung verleiht ihrer Polinie

ewige Jugend.

Obwohl beide Damen nackt, verströmt das Bild Tugend.

Ich kann am linken Fuß nur sehen

vier Zehen.

Das linke Bein um das Rechte geschlungen.

Die Form des Fußes ist die vollkommen gelungen.

Doch einmal hast du abgesetzt –

für einen Atemzug?

Pablo, du bist klug,

mit wenigen Strichen hast du verewigt: Jugend,

Reife und Tugend.

Ein Finger ihrer Hand zuckt,

fast wäre das Bild verruckt.

Ich höre ihren Armreif klimpern.

Sie zwinkert mir zu mit ihrem Wimpern.

Der rechte Arm ruht entspannt auf dem Knie,

Lebhaftigkeit vermittelt sie.

Nach dem Horizont greift die liegende Frau,

doch dann überlegt es sie sich noch einmal genau

und lehnt ihren Arm entspannt

über ihren Kopf zurück in den Sand.

So sieht der Betrachter nicht verkehrt,

Picasso auf sie mit drei Armen beehrt.

Ein Tuch verhüllt ihre Weiblichkeit,

als wäre sie zur Nacktheit noch nicht bereit.

Sanftmütig ihre Gesichtszüge, die Augen geschlossen.

Darf ich noch auf einen kleinen Impuls hoffen?

Ein schlanker Fuß ihr eigen.

Zu Ende mein Gedankenreigen.

Gerne würde ich mit ihr tauschen

und dem Meeresrauschen lauschen.

Farbe macht froh

Ein Lama hat sich, ganz verstört,

beim lieben Gott beschwert:

„Ich bin beige,“ schluchzte das Lama.

„Unsichtbar, oh welch‘ ein Drama!“

Ein Friseur hatte Erbarmen,

hielt es tröstend in den Armen

und tat kund:

„Ich färbe dich bunt.“

Das Lama spaziert nun froh und heiter,

bunt schillerend, wie ein Regenbogen weiter.

Denn wer braucht schon Beige, wenn es gibt Bunt.

Wer fragt schon nach einem beigen Hund.

Und die Moral von der Geschicht‘:

Lebe Bunt, denn Beige sieht man dich nicht!

Gute Nachbarschaft

Danke lieber Peter, für das Stück

himmlisches Salamiglück.

Wir haben schon im Flur gewartet

und sind, als es läutete zur Tür durchgestartet.

Denn Marie erzählte uns schon

die gute Nachricht am Telefon.

 

Nun entströmt aus der Tüte der feine Duft,

der köstlichen Salami in die Luft.

Uns läuft zur Stund‘

das Wasser zusammen im Mund.

Am Zettel stand, ich las es ganz genau,

die Salami sei von einer iberischen Sau.

Sie wird nicht lange im  Vorratsschrank bleiben,

morgen Abend werden wir sie uns einverleiben.

 

Ob Salami oder Wärme du verteilst,

wenn du mal wieder in den Heizungskeller eilst,

ein wahrer Nachbarschaftsschatz bist du

und Marie mit dazu.

Ihr Kuchen hat mir sehr gemundet,

er hat mein Frühstück abgerundet.

Auch das süße Plätzchenglück,

brachte Erinnerungen an meiner Patins Gebäck zurück.

 

Ich schreibe dies nun wie von Sinnen

und hoffe, dass man uns wieder wird bringen,

viel Lieb‘ und köstliche Gaben,

welche ihr werdet übrig haben.

Mit dieser „Salamiranke“

sage ich begeistert: „An allen lieben Nachbarn, Danke!“

1963

In der Sternstraß‘,

Ecke Wasserstraß‘,

nahe der Brauerei dort,

habe ich gewohnt.

Der Duft nach Hopfen, Malz und Gerste,

wurde gebraut, war dies das Erste

was ich roch,

was lautlos in die Küche kroch.

 

Unter’m Dach war ich nie allein.

Viele kleine Mäuselein

trippelten des nachts leise über’s Kücheng’schirr –

klirr, klirr.

Ein Regal für’s Radio, die große Schlafcouch, der Kleiderschrank,

schon gab’s im Zimmerchen keine freie Wand.

In der kleinen Küche, hinter’m Vorhang versteckt,

ein altes Chaiselongue für mich als Bett

und das Bettchen meiner Schwester stand

oberhalb des Ofens, auf dem Küchenschrank.

 

Das Klo war nur

ein paar Schritte über’n Flur,

draußen vor der Wohnungstür.

Wir wohnten auch nicht alleine hier.

Den Rest der Wohnung teilten sich noch eine Familie und ein alter Mann.

Heute fragt man sich, wie man denn so leben kann,

ohne Wärmedämmung, direkt unter den nackten Schindeln.

Es roch oft nach Sauerkraut und vollen Windeln.

Im alten Treppenhaus stank es nach Kartoffeln und Kohl.

Die alten Plumpsklos verströmen auch keinen Wohl-

geruch. Schritte schlurften durch den Flur.

„Pssst seid still, der alte Herr mag nur

Kinder die stille schweigen.

Er nennt keine sein eigen.“

 

In den Höfen Katzen schnurren.

Auf den Dächern Tauben gurren.

Kinder hüpfen

über Pfützen.

Auf der Straße Hunde bellen.

Von den Brauereien schweben in Wellen

die Gerüche

in die Küche –

übertönten allen  Kohlgeruch.

Wir bekamen nie Besuch.

 

In Ludwig Erhards Nachbarhaus hab ich g’wohnt.

Klirr klirr, von nichts verschont.

Schönen Valentinstag

Mag er euch ein Lächeln schenken.

Mit Blumen an jemanden denken.

Lachend Pralinen überreichen.

Ein feines Dinner mit einem lieben Menschen speisen.

Es muss nicht immer der Ehemann sein.

Irgendwo ist immer jemand allein

und freut sich über ein gutes Wort.

Ich schleich‘ mich nun fort…

“ Aramsamsam, Aramsamsam,

gulli gulli gulli gulli gulli ramsamsam…“

Gute Zeit und gute Nacht,

es wacht

ein Engel mit roter Faschingsnase,

mit Maßkrug anstatt Blumenvase.

„Arafi Arafi, gulli gulli gulli gulli gulli ramsamsam,

Tanz daham, Tanz daham…

Rote Rosen möcht ich sehen,

bald wird’s Wetter wieder schön!“

Ich glaub‘ mein Schutzengel ist betrunken.

Er will nur noch schunkeln

und auf keinen Fall,

allein zum Engelsmaskenball.

Dann hinauf die Himmelsleiter,

bis zum Mond und immer weiter

zum Tanz auf dem Mars…

Bis zum nächsten Mal, das war’s.

In den Armen unseres Schutzengels nehmen wir Platz

und staunen über die Träume in seiner Schatz-

Truhe.

Doch vorher ausziehen die Schuhe.