Ich hatte die Ehre
in der ersten Bank zu sitzen in Ihrer Mathegaleere.
Ich bin noch immer von kleiner Gestalt,
doch unterdessen mit viel mehr Rauminhalt.
Und kann, dank Ihrer Geduld, jedem erklären
was Primzahlen wären.
Mit Ihnen habe ich, und dies ist nicht gelogen,
meine erste Wurzel gezogen.
Als Junglehrer in der ersten 9. Klasse der Hardschule,
waren Sie „das supercoole
Mathe-Genie“.
Ich verehrte Sie
und verzehrte mich nach jedem Mathe-Buchband
aus Ihrer zarten Lehrerhand.
Ja, Sie haben bis heute Recht –
wer nicht rechnet, dem geht’s schlecht.
Textaufgaben sind das halbe Leben
und dahin schweben,
ohne irgendeine Zahl
eine Lebensqual.
Durch Sie von Note 5 auf Note 3 im Abschlusszeugnis aufgestiegen,
dafür darf ich Sie heute noch verehren und lieben.
Zeugnisse brauche ich heute nicht mehr,
der alte Ordner ist nun leer.
Auf meine alten Tage bin ich ins Textfach gewechselt.
Bei mir werden nun Sätze gehäckselt,
Buchstaben neu sortiert
und zur Lyrik umgruppiert.
Dass Sie am anderen Ende der Stadt leben, habe ich mit Freude vernommen.
Ich hoffe, meine Freundin lässt Ihnen diesen Text zukommen.
Leistungskurs B, gezeichnet „der Frosch“
und Kopfrechnen kann ich auch noch.