Nachteule

Ach, war die Woche so verrückt.

Ich habe mich nicht davor gedrückt

und bin am Mittwochabend von der Galerie aus

mit den Künstlern ins Lokal hinaus.

 

Ein Foto hier, ein Foto dort…

So ging es in einem fort,

wenn man wie ein Überraschungsgast

mitten in eine Finissage platzt.

Natürlich hat man mir geschmeichelt

und sanft mein Ego gestreichelt.

Dies ständige umher Schweben –

sehr anstrengend schon das Nachtleben.

 

Am nächsten Morgen war ich müde

und zog die Bettdecke wie eine Tüte

über mich –

Rollo runter! Soviel Sonnenlicht vertrage ich nicht.

Ich werde ja nicht jünger.

Das Ego streicheln zwar wie Dünger,

doch es wirkt nur kurz

und „Hokuspokus 1-2-3“

am nächsten Tag ist der Zauber vorbei.

 

Ich bin sogar noch heut‘ halbtot.

Diese Woche sah ich niemals Morgenrot.

Mein Frühstück fand den Weg zu mir,

täglich um 14 Uhr klopfte es an meine Tür.

Und Kaffee macht mich auch nicht wach,

ich schlaf damit bis in den Nachmittag.

Der Wecker gibt sich große Mühe,

er duddelt täglich in der Frühe.

Ich hör‘ ihn und denk‘ mir: „Wie nett,

Musik im Traum an meinem Bett.“

 

„Ach, wäre ich doch eine Nachtigall

und tanzte auf dem Morgenball

im Sonnenaufgang,

nur einen Morgen lang.“

Mit Wünschen sollte man vorsichtig sein,

denn das Erfüllen kommt schnell hinterdrein.

Bald habe ich eine Nachtigall in Haus,

dann sieht es schlecht aus

mit chillen bis zur Mittagsstunde –

mein Gatte dreht morgens um 6 Uhr schon seine Runde.

 

So lege ich mich nun nieder,

falte mein Gefieder

und lege die Ohren aufs Kissen.

Werde das Ausschlafen bald vermissen.

 

Dieses Wochenende drei Tage Kunst,

werde dabeisein mit Inbrunst.

Denn der Winter lang und kalt…

Gute Nacht, bis bald.

 

 

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